Weg-Wort vom 12. Juni 2006 Nachfolge An den ersten sonnigen Tagen im Frühjahr war die Gartenfreundin nicht mehr zu halten. Von da an verbrachte sie jede freie Minute, soweit das Wetter es zuliess, für ihren geliebten Garten. Sie überlegte, plante und kümmerte sich um jedes Detail. Für Wochen galt ihr Denken und Sorgen in erster Linie ihren Blumen und Pflanzen. Ihre Begeisterung, ihr inneres Feuer wirkte für manche ansteckend. Haben Sie auch ein Hobby oder vielleicht eine Aufgabe, für die Sie sich bedingungslos engagieren? Für die Sie alles einsetzen, zu was Sie in der Lage sind? Die sie begeistert und erfüllt? Wenn wir uns in dieser Weise für etwas einsetzen, entsteht eine besondere Verbindung zwischen uns und der Sache oder der Aufgabe. Es werden dabei Kräfte in uns freigesetzt, über die wir selber staunen, und die das Beste aus uns herausholen. Ähnlich ist es mit der Nachfolge Jesu. Wer ihm nachfolgen will, wen er in seine Nachfolge ruft, der stellt alles andere hinten an. Der Bauer, der seine Hand an den Pflug legt, soll nicht zurückschauen (Lk 9,62). Der Mensch, der den Schatz im Acker findet, geht in seiner Freude hin, verkauft alles, was er hat, um den Acker zu kaufen (Mt 13,44). Der Kaufmann, der eine besonders wertvolle Perle entdeckt, verkauft alles andere, um sie zu kaufen (Mt 13,45). Glaube ist bedingungslos, radikal. Wir können nicht einfach ein bisschen glauben. Er umfasst unser ganzes Sein, durchdringt unser ganzes Wesen, beseelt unser Denken und Handeln. Er schafft eine besondere Verbindung zur Botschaft Jesu, dass Gott ein vorbehaltlos liebender Gott ist. Als Glaubende wissen wir uns von Gott geliebt: Morgens beim Aufstehen. Bei der Arbeit. Bei Sport und Spiel. In frohen und traurigen Stunden. In der Unsicherheit, im Zweifel wie im festen Vertrauen. In der Verzweiflung und in der Begeisterung. Im Schmerz und in der Freude. Dieser Glaube setzt Kräfte in uns frei, die uns staunen und immer wieder das Bestmögliche tun lassen. © Bahnhofkirche Hauptbahnhof Zürich www.bahnhofkirche.ch Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche