Weg-Wort vom 11. April 2013
Schon 14 Tage vergangen
Ich möchte ganz in der Zeit bleiben, als die Jünger Jesu unterwegs waren. Es
sind seit dem letzten gemeinsamen Mahl schon 14 Tage vergangen und wieder
ist Donnerstag. Es könnte sein, dass einige der Jünger jetzt wie in einem
Film das Ganze noch einmal erleben. Ihr gemeinsames Essen, die Ankündigung,
dass einer von ihnen ihn ausliefern wird. Der Weg zum Garten Gethsemane, ihr
Schlaf und seine Angst, die Gefangennahme und dann bis in den nächsten Tag,
die Zeit der Gerichte und Folter bis zur grausamen Kreuzigung des
Unschuldigen und seinem Tod.
Es waren Horror-Tage und Horror-Nächte und dann die Erfahrung von Ostern.
Sie stellte das ganze Leben noch einmal auf den Kopf: Auferstehung - nichts
daran zu verstehen, aber wie viel Hoffnung hängt da dran und dann der Weg
nach Emmaus, wie Lukas ihn beschreibt.
Den Jüngern geht es nicht anders wie uns beim Verlust eines geliebten
Menschen. Es ist, wie wenn einem der Tod die Seele aus dem Leib risse, sie
zerfetzte und in alle Richtungen fortwürfe. Wir hechelten hinterher,
versuchten verzweifelt die einzelnen Stücke wieder zu sammeln und zu einem
Ganzen zusammenzufügen. Auch wenn das gelingt, und es soll auch gelingen,
dann ist unsere Seele wohl wieder ganz, aber mit Narben übersät, die unsere
Geschichte erzählen. - In dieser Zeit will ich nichts wissen von einer
"Osterbotschaft": Dass doch wieder alles ganz anders sei, wo ich doch noch
mit mir und meiner verletzten Seele beschäftigt bin. - Die Jünger können
nicht glauben - erst als sie mit ihm zusammensitzen und zu essen beginnen,
gehen ihnen die Augen auf. Sie verstehen erst, als sie Zeit haben; erkennen
erst als die Form von Gemeinschaft lebendig wird, die sie bis zum letzten
Mahl immer wieder gelebt haben. Erst da schenkt sich ihnen die Kraft zu
neuem Leben. Erst da.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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