Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 17. Mai 2017
Morgenlied
Abends kann man wieder draussen sitzen. Die Birken, die vor unserem sieben Stockwerke
hohen Haus stehen, sind schon darüber hinaus gewachsen. Ganz oben in der Spitze sitzen
abends Amseln und trällern ihr Abendlied. Am Morgen wache ich von ihrem Gesang auf.
„Morning has broken like the first morning,
blackbird has spoken like the first bird.“
Der Morgen bricht an wie der erste Morgen,
die Amsel singt wie am ersten Tag.
Jeden Tag ist es ein Wunder, dass die Sonne wieder aufgeht,
dass meine Kinder aufstehen und lärmen,
dass mein Herz schlägt, dass ich die Stimme des Radiosprechers höre,
dass ich meine Frau zum Abschied küssen kann,
dass mir die Nachbarin begegnet und mir einen schönen Tag wünscht,
dass mich auf dem Fahrrad Bienen umsummen,
dass mitten in der Stadt der Wind durch die Bäume streicht,
dass eine Frau neben mir niest,
dass Enten und Schwäne im Zürichsee paddeln,
dass Leute zum Tram rennen, das quietschend einfährt,
dass am Himmel Wolken ziehen,
dass Samen von Bäumen durch die Luft fliegen,
dass der Hund sein Bein an einem Baum hebt,
dass ich mittags Hunger spüre,
dass es nach Pizza riecht und nach Frühling,
dass ein kurzer Regenguss uns nass macht,
dass die jungen Leute sich Grüsse per Whatsapp senden.
Nichts ist selbstverständlich, alles ist Leben, gewollt, geliebt und schön.
Nichts ist fertig, sonst gäbe es keinen neuen Tag. Gott ist überall noch am Schaffen und
Erhalten, und wir schaffen mit und geniessen. Jeden Tag.
Praise for the singing, praise for the morning,
praise for them, springing fresh from the world.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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