Weg-Wort vom 20. März 2008
Warum?
Warum trifft mich diese Krankheit? Warum lässt Gott es zu, dass unsere
Familie aus-einandergerissen wird? Wir waren doch so glücklich! Das sind
Worte einer Bekannten, die nach langem Hoffen entmutigende
Untersuchungsresultate entgegennehmen musste. Und sie lag mit mit ihrer
Annahme richtig, dass ich darauf keine Antwort weiss.
Empörung, Klage, Wut und Verzweiflung spürte ich aus ihren Zeilen.
Eloi, eloi, lema sabachtani! Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich
verlassen? (Mk 15 34) Das waren die letzten Worte Jesu am Kreuz. Auch für
ihn war es in seiner Not schwer, Gottes zu verstehen.
Warum lässt Gott Menschen leiden? Das Buch Hiob stellt diese Frage und
findet die Antwort in der Weisheit: Gott ist grösser als wir es je verstehen
werden. Gott ist gerecht. Er ist der Schöpfer aller Dinge. Was wir Menschen
angesichts Gottes tun können, ist ihn für seine Werke loben.
Das Buch Hiob erzählt von einem gerechten Menschen, der sehr leiden musste.
Einst von Gott begünstigt, wendet sich das Schicksal plötzlich gegen ihn.
Hiob dachte, Gott, müsse ihn erhören, weil er gerecht gelebt hatte. So
klagte Hiob und er rief Gott in Erinnerung, dass auch er gerecht zu sein
habe. Doch nichts geschah.
Hiob war sich keines Vergehens bewusst. Er war sich sicher, ich lebe
gerecht. Gott aber verweigert mir mein Recht. Und er überlegte: Soll ich
ihm gegenüber im Gebet verhehlen, dass ich im Recht bin?
Hiob, du liegst falsch, sagt ihm da ein weiser Mann. Gott ist weit mehr
als gerecht und du vergreifst dich, wenn du dich mit ihm vergleichst. Das
ist dein Unrecht. Gott schuldet dir nichts, er ist über alles erhaben! Was
du als Mensch tun kannst ist ihn loben und preisen!
Doch Hiob klagte weiter. Da sprach Gott zu ihm aus dem Sturm und sagte:
Hiob es ist genug! Du bist zu stolz in deinem Jammern! Reiss dich zusammen
Mann. Da wird Hiob einsichtig und er sagt: Gott, ich weiss, dass du alles
vermagst. Nichts, was du willst ist unmöglich. Ich neige mein Haupt vor dir
und tröste mich mit dem was mir bleibt. Daraufhin befreite Gott Hiob von
seinen Plagen.
Gott mutet Menschen Leid zu. Warum, wir wissen es nicht. Doch wenn ich am
Schicksal eines leidenden Menschen Anteil nehmen darf, rückt dies mein Leben
wieder in die richtigen Proportionen. Und dann habe ich guten Grund, Gott zu
loben und zu danken.
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