Weg-Wort vom 21. März 2008
Karfreitag
Kommen Sie mir nur nicht mit guten Ratschlägen! Davon habe ich genug. Ich
muss einfach mit jemandem reden. Und dann berichtete der Mann von seiner
Verzweiflung.
Er hatte alles verloren, zuerst sein Geschäft, dann seine Freunde, zuletzt
verliessen ihn seine Frau und seine Kinder. Dabei hatte er sich immer so
viel Mühe gegeben! Allerdings unterliefen ihm auch einige entscheidende
Fehler.
Tief verschuldet und vereinsamt sah er keinen Sinn und keine Möglichkeit
mehr. Alles um ihn war nur noch dunkel und leer. Am liebsten wäre er tot.
Zum Schluss bedankte er sich mit den Worten:
Sie haben mir nichts ausgeredet auch nichts schön geredet. Sie haben mir
keine Ratschläge erteilt und mich nicht vertröstet. Aber Sie haben mich
ernst genommen und mich verstanden: Sie haben mit mir in den Abgrund meiner
Verzweiflung geschaut! Jetzt weiss ich: Da muss ich durch! Ich habe zwar
keine Ahnung wie. Aber ich werde es tun. Sie haben mir die Angst davor
genommen.
Bevor er ging, gab ich ihm den nachfolgenden Text von Gabriele Berz* mit auf
den Weg. Er begann zu lesen, weinte und verabschiedete sich: Sie haben
wirklich begriffen, wie es um mich steht. Das gibt mir Mut und Kraft.
Eins ist es
zu fasten
den Gürtel enger zu schnallen
auf Überfluss zu verzichten
wenn der Bauch und der Kühlschrank gefüllt
ganz anders
zu hungern
den Schmerz zu ertragen
keine Zukunft zu haben
wenn die Ernte und Hoffnung verdorrt
Eins ist es
das Kreuz zu verehren
mit frommen Gedanken
den Tod zu deuten
mit sinnigen Worten
ganz anders
am Kreuz zu hängen
zum Himmel zu schreien
den Tod zu sterben
einsam und allein
* aus der diesjährigen Fastenagenda von Brot für alle und Fastenopfer
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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