Weg-Wort vom 26. Juni 2008
Leerlauf oder Erfüllung
"Wir danken Gott allezeit für euch alle und gedenken euer in unserm Gebet
und denken ohne Unterlass vor Gott, unserm Vater, an euer Werk im Glauben
und an eure Arbeit in der Liebe und an eure Geduld in der Hoffnung auf
unsern Herrn Jesus Christus." (1 Th 2)
Abgekämpft sehen die Reinigungsmänner aus, die mich frühmorgens im Bahnhof
begrüssen. Seit Wochen befreien sie die Halle jeden Tag vom Baustaub, den
die Nachthandwerker hinterlassen haben. Schnellstens muss die weisse
Staubschicht entfernt werden, damit die Passanten sicher über die glatten
Böden gehen können. Seine Arbeiter seien bald am Ende ihrer Motivation,
doch das Ende des Bauens noch lange nicht in Sicht, meinte ihr Chef.
Wie motiviert man sich für Arbeiten deren Resultat nicht von Dauer ist? Sei
es in einem Reinigungsteam oder sonst wo. Wie schafft man es andauernd
Arbeiten zu erledigen, mit denen man nie Lorbeeren ernten wird?
Ich meine die dienenden Arbeiten, welche von den Benutzern erst dann bemerkt
werden, wenn sie einmal nicht verrichtet worden sind. Denken wir für einmal
an die Menschen, welche dafür sorgen, dass die Andern mit gebügelten Hemden
und sauberen Schuhen ihren Arbeitsplatz erreichen. Fast unbemerkt putzen,
und entsorgen viele Frauen und Männer tagein tagaus ohne beachtet zu werden.
Sie, die im Schatten dienen, tragen aber entscheidend dazu bei, dass die
Wirtschaftsmaschine reibungslos funktioniert. Tun sie es einmal nicht, kommt
vieles ins Stocken.
Wer Anerkennung für eine Arbeit bekommt, kann darin leichter einen Sinn
erkennen. Sinn in einer Tätigkeit zu erfahren, das motiviert, auch wenn sich
die Arbeit selbst dadurch nicht verändert. Es die Haltung, die wir gegenüber
einer Dienstleistung einnehmen, welche über Leerlauf oder sinnerfülltes Tun
entscheidet.
Es ist die Anerkennung, welche wir für die Arbeit anderer aufbringen, die
sie auch unser Werk respektieren lässt. Wie wäre es mit einem anerkennenden
Wort dort, wo wir solche Leistungen wahrnehmen. Zum Beispiel einmal danken
für den sauberen Bahnhof oder die leeren Papierkörbe im Büro.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche