Weg-Wort vom 1. September 2010
Gott lässt sich nicht vereinnahmen!
Die Idee ist nicht von mir. Hanns Dieter Hüsch hat sie entwickelt. Die Idee,
dass die Kirche dem lieben Gott nahe gelegt hat, aus ihr auszutreten. Mit
welcher Begründung? Hanns Dieter Hüsch schreibt:
Wir, die Kirche, haben Gott, dem Herrn, in aller Freundschaft nahe gelegt,
doch das Weite aufzusuchen, aus der Kirche auszutreten und gleich alles
mitzunehmen, was die Kirche immer schon gestört hat. Nämlich seine
wolkenlose Musikalität, seine Leichtigkeit und vor allem Liebe, Hoffnung und
Geduld. Seine alte Krankheit, alle Menschen gleich zu lieben, seine
Nachsicht, seine fassungslose Milde, seine gottverdammte Art und Weise,
alles zu verzeihen und zu helfen - sogar denen, die ihn stets verspottet;
seine Heiterkeit, sein utopisches Gehabe, seine Vorliebe für die, die gar
nicht an ihn glauben, seine Virtuosität des Geistes überall und
allenthalben, auch sein Harmoniekonzept bis zur Meinungslosigkeit, seine
unberechenbare Grösse und vor allem, seine Anarchie des Herzens - usw.
Darum haben wir, die Kirche, ihn und seine grosse Güte unter Hausarrest
gestellt, äusserst weit entlegen, dass er keinen Unsinn macht, und fast kaum
zu finden ist."
(Aus: Hanns Dieter Hüsch: Das kleine Buch zwischen Himmel und Erde. Mit
Bildern von Joan Miró. Düsseldorf 2000, S. 16)
Natürlich ist all das, was Hanns Dieter Hüsch für den Austritt Gottes aus
der Kirche anführt, die Begründung dafür, warum er mit tiefem Glauben und
grossem Vertrauen an Gott festhält. Und für mich gilt das auch. Das hält
mich an Gott. Und dieser Gott lässt sich von keiner Kirche, Freikirche oder
gar Sekte vereinnahmen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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