Weg-Wort vom 6. Mai 2009
Im Garten meiner Seele
Es ist Frühling und unser Garten blüht einmal mehr in den vielfältigsten
Farben und Formen. Wir freuen uns über jede Pflanze, die nach Wochen der
Kälte und Nässe sich der Wärme und dem Licht der Sonne entgegenreckt. Wir
staunen immer wieder über das alljährliche Wunder des Lebens, das sich aus
scheinbarer Dürre und lebloser Starre neu entfaltet.
Wir stehen aber auch fragend vor unserem Garten: Welche Pflanzen haben den
Winter nicht überlebt? Was ist zu gross geworden und muss verkleinert
werden, weil es andere Pflanzen verdrängt? Was ist zu schwach und muss
gestützt werden? Was möchten wir neu pflanzen als schöne Ergänzung und
sinnvollen Ausgleich? Was wollen wir erstmals ausprobieren?
Beim Ausruhen im Liegestuhl wächst in mir der Gedanke, dass meine
Aufmerksamkeit, mein Gärtnern auch dem Garten meiner Seele gut tun würde:
Wie sieht der Garten meiner Seele aus? Ist er eher verwildert oder
einigermassen gepflegt? Hat vielleicht das Unkraut überhand genommen? Was
ist verdorrt oder hat keinen Platz mehr zum Wachsen und Gedeihen?
Besteht eine grosse Vielfalt und Farbenpracht oder dominieren wenige
Aspekte?
Was ist im Lauf der Zeit verloren gegangen? Vielleicht ohne dass ich es
bemerkt habe? Was will ich beibehalten?
Was braucht meine besondere Aufmerksamkeit und Pflege? Was will ich kleiner
halten oder mit der Zeit gar entfernen?
Was brauche ich neu für einen ausgewogenen, lebendigen, friedvollen und
leidenschaftlichen Seelengarten?
Welche stete Pflege braucht er von mir, von meinen Mitmenschen, von Gott?
Und neben allem pflegenden Tun: Wie weit kann ich auch seiner eigenen Kraft
und Erneuerung vertrauen? Im Sinn des Wortes Jesu:
Seht euch die Blumen auf den Feldern an, wie sie wachsen! Sie arbeiten
nicht und machen sich keine Kleider, doch ich sage euch: Nicht einmal Salomo
bei all seinem Reichtum war so prächtig gekleidet wie irgendeine von ihnen.
Wenn Gott sogar die Feldblumen so ausstattet, die heute blühen und morgen
verbrannt werden, dann wird er sich erst recht um euch kümmern. Habt
Vertrauen! (Lk 12,27f)
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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