Weg-Wort vom 27. Juli 2007
Schutzengel
Stau am Gotthard! Immer wieder warten die Menschen in ihren Autos
stundenlang vor dem Gotthardtunnel auf dem Weg nach Süden und ebenso wieder
zurück.
Wer den Umweg über den Pass nimmt, fährt in Hospental neuerdings an einer
Skulptur von Yvan Pestalozzi vorbei an einem Schutzengel. Seine Hände sind
übergross. Die rechte Hand macht das Zeichen für Autostopp.
Dieser Schutzengel lädt uns ein, ihn mitzunehmen auf die Reise über den Pass
auf die Reise in den Tag, auf unsere Lebensreise. Seine grossen Hände
versprechen Schutz und Gehaltensein.
Für mich ist der Schutzengel zunächst einmal eine Einladung an mich selbst,
alle meine guten Geister und Kräfte in mir hervorzuholen und sie mitzunehmen
auf meine Reise in den Tag meine erprobte Vorsicht und meine
Rücksichtnahme, meinen Mut und mein gutes Herz. Ich mache alles, was ich
kann, um meine volle Aufmerksamkeit und Sorgfalt der Reise widmen zu können.
Ich bin mir bewusst, dass die übrigen Verkehrs-, bzw. Lebensteilnehmer nicht
meine Gegner sind, sondern meine Mitmenschen und für kurze Zeit auch meine
Nächsten, wo immer ich ihnen in meinem Alltag begegne.
Der Schutzengel ruft mir aber auch in Erinnerung, dass nicht alles in meiner
Macht steht. Dass ich meine Fahrt, meinen Tag, mein Leben immer auch dem
Schutz Gottes anvertrauen kann. Dass ich mich in seiner grossen Hand
gehalten und geborgen weiss.
Das Leben kennt immer zwei Seiten. Nach einer persischen Weisheit hat jedes
Blatt meines Lebensbuches eine Vorder- und eine Rückseite. Die Gestaltung
der Vorderseite ist mir überlassen und aufgetragen, die Rückseite aber ist
immer das Werk der schützenden und liebenden Hand Gottes.
In diesem Sinn lade ich Sie ein, ihren persönlichen Schutzengel auf Ihre
Tagesreise mitzunehmen heute und jeden Tag.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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