Weg-Wort vom 24. Oktober 2007
Unterwegs
Wir sind fast täglich irgendwie unterwegs, sei es zur Arbeit, zu Besorgungen
verschiedenster Art, auf Besuch oder zum Freizeitvergnügen. Wenn wir dabei
andere beobachten, stellen wir fest, dass sie sich im Verkehr nicht anders
verhalten als sonst im Leben auch.
Da gibt es die Rücksichtslosen wie die Rücksichtsvollen, die Vorsichtigen
und die Leichtsinnigen, die Nervös-Gehetzten, die Raser und die Langweiler,
die Drängler und die sich vornehm zurückhalten, solche, die sich an Anstand
und Vorschriften halten wie auch andere, die sie missachten und vor allem
für sich selber schauen.
Wer sich dabei auch selbst beobachtet, entdeckt nicht nur Schmeichelhaftes.
In Eile drängen wir uns schon mal vor, so weit es eben geht, ohne allzu sehr
aufzufallen. Gereizt und nervös werfen wir dem Gegenüber, der endlos und
laut banalstes Zeug in sein Handy redet, schneller einen erzürnten Blick zu
oder suchen ostentativ einen anderen Platz. Zu spät dran geben wir noch Gas,
auch wenn die Ampel schon länger gelb anzeigt.
Seit einiger Zeit begleitet mich ein Gebet, wenn ich unterwegs bin. Es hilft
mir, mein Unterwegssein bewusster wahrzunehmen:
Guter und treuer Gott. Segne und behüte mich.
Wache du über meinen Weg, den ich jetzt gehe.
Schenke mir und allen, denen ich begegne,
dein unterstützendes und frei machendes Geleit.
Gib mir ein waches Auge und eine sichere Hand,
damit niemand durch mich zu Schaden komme.
Wecke in mir den Respekt, die Rücksichtnahme
und die Hilfsbereitschaft, die jedem Menschen,
der mir begegnet, als deinem Ebenbild zustehen.
Lass mich ruhig und gelassen bleiben in der Hetze und
im Ärger des Unterwegsseins, weil du allen nahe bist.
Ich nehme mich und die anderen, die mit mir unterwegs sind, mit offeneren
Augen wahr, wenn ich sie und mich als Ebenbild Gottes sehe und annehme. Wenn
mir immer wieder neu bewusst wird, dass Gott ihnen und mir nahe ist.
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Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
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