Weg-Wort vom 4. Dezember 2008
Barbara-Zweige
Während der Adventswochen begegnen uns immer wieder Menschen, die einen
besonderen Platz im Herzen des gläubigen Volkes einnehmen. Sie sind Zeichen,
Hinweise auf das Heile, Göttliche in unserer Welt.
Eine solche adventliche Gestalt ist Barbara. Nach der Überlieferung lebte
sie in Nikomedien in der heutigen Türkei und war die Tochter eines
Purpurhändlers. Um jeden Einfluss des verhassten Christentums von ihr
fernzuhalten, liess der Vater sie in einen Turm einsperren. Niemand konnte
ergründen, wie Barbara doch zum christlichen Glauben fand. Der väterliche
Zorn lieferte sie der Folter aus. Als Barbara dem Glauben nicht abschwor,
wurde sie im Jahr 306 enthauptet.
Die Legende erzählt: Auf dem Weg zum Gefängnis soll ihr Gewand an einem
Zweig hängen geblieben sein. Weil dieser abgebrochen war, stellten Christen
diesen in ein Gefäss Wasser. Und dieser Zweig blühte genau an jenem Tag auf,
als sie zum Tod verurteilt wurde.
Seit langer Zeit praktizieren Menschen am 4. Dezember einen adventlichen
Brauch. Sie schneiden einen trockenen Zweig von einem Baum, vor allem dem
Kirschbaum und stellen ihn in Wasser, damit er während der Adventszeit
Knospen treibt und am Weihnachtsfest zum Blühen kommt. Über die Bedeutung,
die Barbaras Leben und dem Brauch gegeben wurde, sagt eine Meditation:
Mauern waren um dich gezogen
düster und drohend, Licht und Leben abwehrend.
Doch die Botschaft ist zu dir gedrungen
Und hat dein Herz angerührt.
Und als du dein Leben verlorst
Um deines Glaubens willen,
Da bist du eingetaucht in ein neues Licht,
Aufgeblüht zu neuem Leben.
Wie dieser starre Zweig, den wir schneiden,
die dunkle Hülle aufbricht und uns neues Leben verheisst,
wächst aus Hoffnungslosigkeit neue Hoffnung,
bricht Freude und Zuversicht auf aus Ängsten,
grünt neues Leben aus eingestürzten Mauern.
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