Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 15. September 2017
Eidgenössischer Dank-, Buss- und Bettag
Klingt fremd? - Nicht? Wenn dieser Tag ihnen nicht fremd ist, freuen sie
sich und feiern sie. Aber fragen sie trotzdem in ihrer Umgebung, was er
bedeutet, was es noch über ihn zu wissen gibt. Er betrifft ja nicht nur
unsere immer kleiner werdenden reformierten Kirchen. Er geht uns alle an,
die wir hier in diesem Land wohnen: Da sind ja nicht nur
Römisch-katholische, Reformierte, Lutheraner, Freikirchliche, Juden,
Muslime, Hindus, Buddhisten, Konfessionslose oder -freie, Atheisten und so
fort angesprochen, sondern bar unserer religiösen Ausrichtung wir alle als
Bewohner dieses Landes, einem Land, das sich eidgenössisch nennt.
Was uns verbindet, ist nicht das gemeinsame Aufwachsen, die gleiche Sprache,
der gleiche Dialekt, die gleiche Hautfarbe, was uns verbindet ist der Eid
auf ein gemeinsames Wohl. Dadurch zu Genossen geworden, suchen wir als
Weggefährten nicht einfach nur das Unsere, sondern haben Interesse am Wohl
des gemeinsamen Ganzen. Wer mit Schlagworten Jung gegen Alt, Dick gegen
Dünn, Reich gegen Arm, Frauen gegen Männer und umgekehrt, auftrumpfen will,
verlässt den Pfad des Gemeinsamen. Der will nur Recht haben.
Zum Rabbi kam ein Mann, der sich fürchterlich über seinen Nachbarn beklagte.
Der Rabbi hörte ihm lange zu und gab ihm schliesslich Recht. Kurze Zeit
später kam der besagte Nachbar, der sich ebenso heftig über seinen Nachbarn
beklagte. Nach langem Zuhören musste er auch diesem Recht geben. Seine Frau,
die beides mitbekommen hatte, war sichtlich erstaunt über ihren Mann. Er
könne doch nicht beiden rechtgeben. Ihr Mann, der Rabbi, meinte daraufhin zu
seiner Frau: "Da hast auch Du Recht."
Für das Gemeinsame muss ich mich vom festgefahrenen Standpunkt lösen können
und in Betracht ziehen, dass der andere auch Recht hat. Für das Gemeinsame
muss ich kämpfen, es ist die Freiheit, der es gilt Sorge zu tragen. Wer im
Schema handelt "Ich zuerst", der weiss weder etwas vom Danken, noch etwas
vom Beten, noch etwas vom Busse tun, geschweige denn etwas von einem Eid,
der uns zu Genossen macht.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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