Weg-Wort vom 20. Dezember 2007
Licht aus der Wohnung Gottes
In der Adventszeit nehme ich gerne eine kleine Geschichte zur Hand, die mir
gefällt und die das besondere dieser Zeit anspricht:
Am späten Abend gingen Solomon und Mangaliso spazieren. Der Alte führte den
Jungen an der Hand. Die Sterne über ihnen leuchteten hell und klar. Kein
Wind bewegte die Bäume. Warum sieht man die Sterne nur in der Nacht,
fragte Mangaliso. Weil am Tag die Sonne zu hell ist. Woher kommt das
Licht der Sterne? Gott hat den Engeln befohlen, den Boden des Himmels mit
Nadelstichen zu durchlöchern, damit etwas Licht aus seiner Wohnung auf die
Erde fällt. Mangaliso rief aus: Oh, wenn die Löcher doch etwas grösser
wären!
Die Geschichte rührt an die Sehnsucht, die wir in diesen Tagen spüren. Die
Winternächte sind lang und dunkel. Auch in der Welt gibt es viele dunkle
Nachrichten. Und im eigenen Herzen sind oft dunkle Ecken und Kanten spürbar.
In diesen Erfahrungen von Dunkelheit wächst die Sehnsucht nach Licht und dem
Heilenden. Licht tut uns not. Aber nicht irgendein Licht, das künstlich
erzeugt ist und kaum Wärme abgibt. Sondern Licht, das uns wirklich aufhilft
und weiterleuchtet eben Licht aus der Wohnung Gottes. Dieses Licht tut uns
not dieses Licht tut uns gut! Die Sehnsucht nach diesem Lichte Gottes kann
uns helfen, unser Herz zu öffnen für die Nacht der Nächte, in der wir die
Ankunft dessen feiern, der von sich gesagt hat, er sei das Licht der Welt.
Ihm dürfen wir unsere Dunkelheit und die Dunkelheiten der Welt hinhalten,
damit sein Licht sie verwandle und darin aufleuchte.
Darum können wir mit dem kleinen Mangaliso nicht genug sehnend und bittend
ausrufen: Oh, wenn die Löcher doch etwas grösser wären, damit etwas mehr
Licht aus Gottes Wohnung auf die Erde und in unser Herz fallen würde!
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
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