Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 10. August 2017
Chili - Hitze für den Winter
Wir haben Apache-Chili angepflanzt und weil das Wetter so wüchsig ist, war
ein erstes Ernten angesagt. Was tun mit 300 Gramm Chili? Sie sind so scharf,
dass man das Rüsten mit kräftigem Niessen bezahlt. Chili fördert das und
rührt einen nicht zu Tränen wie die Zwiebel.
Es ist eine wunderbar scharfe Sauce entstanden, die manchen den Magen
verbrennt, andere jubeln lässt, weil sie diese besondere Schärfe schätzen.
Es ist eben Schärfe Marke Eigenbau. Wir haben die Sauce aufgekocht und dann
heiss eingefüllt und so einen kleinen Vorrat angelegt. Er wird uns in den
Winter begleiten, wenn wir zum Beispiel Spaghetti arrabiata essen wollen und
so noch einmal Hitze des Sommers geniessen können.
Es tut wohl in kalten Zeiten auf haltbar Gemachtes zurückgreifen zu können:
Sei es Gemüse aus der Tiefkühltruhe, heiss eingefüllt, sterilisiert oder wie
Bohnen, Birnen und Äpfel gedörrt und so haltbar gemacht. Wichtig dabei ist
ja, dass es dann zur Verfügung steht, wenn wir es im Winter brauchen. Es
soll uns dann nähren, wenn die Fülle von Sommer und Herbst vorbei ist und es
erinnert uns daran, dass unsere Subito-Gesellschaft eine Illusion sein
könnte, jedenfalls nicht das Gelbe vom Ei ist.
Wie es mit dem Glauben sein kann (Subito oder haltbar gemacht) habe ich von
einer über 90-jährigen Frau gelernt: Ans Bett gefesselt und fast blind, auf
die Frage, wie sie es aushalte ohne Lektüre und Fernseher. Sie rezitiere
halt leise für sich oder laut, was sie als Mädchen und als junge Frau
gelernt habe. Es waren viele Kirchenlieder und Abschnitte aus der Bibel. Sie
meinte: "Wissen Sie, jetzt lebe ich halt vom Gedörrten." - Nahrung in der
Zeit nach der Ernte.
Da frage ich mich: Haben auch wir in Sachen Glauben Gedörrtes, von dem wir
leben können, aus dem wir leben können, wenn die Erntezeit vorbei ist? Haben
auch wir Gedörrtes?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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