Weg-Wort vom 23. August 2013
Streetparade von aussen
Ich staune immer wieder, wie wenig passiert. Als ich am besagten Samstag am
frühen Nachmittag Streetparade-Luft schnuppern ging, konnte ich mich mit
einer Menge vielfarbiger, ausgelassener, phantasievoll gekleideter und
verkleideter Menschen jeden Alters an der Sonne freuen. Kleinere
Aggressionsausbrüche von Autofahrern gab es, die sich einen Weg durch den
Zug der Massen suchen mussten und glücklicherweise niemanden verletzten.
Verkehrsampeln wurden nicht ernst genommen. Obwohl ich mich sonst schnell
beengt fühle, war es mir wohl.
Zwei Bilder habe ich mir gemerkt, die wohl so etwas wie einen Rahmen um das
Fest legten: Die 1.5 Liter Cola-Flasche war halb voll, als einer der
Festbesucher das Süssgetränk mit einer Flasche Whiskey verstärkte. 'Ob das
wohl gut geht?', habe ich bei mir gedacht.
Bei einer Rolltreppe höre ich ein metallisches Geräusch. Ich schaue hin und
sehe, wie die Fussstütze eines Rollstuhls am Boden kratzt. Der Mann im Stuhl
ist sicher nicht mehr als 25, seine Freunde auch. Bald kniet einer neben dem
Stuhl und korrigiert und richtet, sodass es nach einem kleinen Unterbruch
weitergehen kann. Alle Freunde haben gewartet. Mich hat diese kurze Szene
berührt.
Das Fest, das für Ekstase steht, für das ungehemmte Ausleben von Freude,
Tanz, Bewegung, hat Platz für Menschen im Rollstuhl: Wie damals, als die
Freunde den Gelähmten zu Jesus trugen, damit er geheilt und so am Leben
wieder teilnehmen konnte.
Dieses Fest hat religiöse Züge und politi-sche. Dance for Freedom, Tanzen
für Freiheit: Das Motto muss einen poli-tischen Anspruch haben, der über das
Ausleben persönlicher Freiheits-bedürfnisse hinausgeht. Und Freiheit? Ist es
nicht das, was Christus uns geschenkt hat? Mögen Freude und Freiheit über
diesen Tag hinaus wirken.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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