Weg-Wort vom 11. März 2009
Niemand von uns kann sagen, durch wie viele Türen wir in unserem Leben schon
hindurchgegangen sind. Auch nicht, wie viele Türen wir auf- und zugemacht
haben. Türen verbinden die Räume miteinander, sie gewähren Einlass. Türen
trennen aber auch und schliessen ab. Türen gehören zu unserem Alltag.
Manche Türen tragen eine Aufschrift. Namenschilder geben Auskunft, wer
hinter der Haustür wohnt oder im Büro arbeitet. Hinweise wie "Achtung
Hochspannung" beim Elektrizitätswerk oder "Bitte eintreten" beim
Sprechzimmer des Arztes bestimmen unser Verhalten.
So sollten wir vielleicht einmal einen Augenblick darüber nachdenken: Welche
Bedeutung haben die verschiedenen Türen in meinem Leben? Und: Wie gebrauche
ich diese Türen? Es ist nämlich etwas Seltsames mit unseren Türen. An der
Art und Weise wie jemand mit der Tür umgeht, kann man erkennen, wie er oder
sie zu seinen oder ihren Mitmenschen steht: Ob wir ihnen die Tür öffnen und
sie hereinbitten oder draussen stehen lassen. Wenn man jemandem die Tür vor
der Nase zuschlägt, so heisst das: Mit dir bin ich fertig, du bleibst mir
draussen, dich lasse ich nicht zu mir herein, mit dir will ich nichts mehr
zu tun haben.
Wie oft schlagen wir doch einander die Türen zu, buchstäblich und im
übertragenen Sinn! Eine zugeschlagene Tür ist das Zeichen unserer
Unversöhnlichkeit.Gott handelt anders. Gott schlägt nie die Tür hinter einem
Menschen zu, mag er ihn noch so beleidigt haben, mag er ihm noch so weit
davongelaufen sein. Gottes Tür bleibt immer einen Spalt weit offen. Wir
brauchen nur einzutreten. Ja, seine Barmherzigkeit wartet geradezu darauf,
den Heimkehrenden in die Arme zu schliessen, wie es Jesus im Gleichnis vom
verlorenen Sohn schildert.
Barmherzigkeit heisst, jemandem die Tür öffnen, noch bevor er angeklopft
hat. Wer wartet wohl heute vor meiner Tür?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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