Weg-Wort vom 28. Dezember 2010
Lieber recht haben als glücklich sein
Ein Weisheitslehrer wurde gebeten, den Unterschied zwischen Mensch und Tier
zu erklären. Lächelnd sagte er: "Ich werde euch den Unterschied zwischen
Ratten und Menschen erklären:
Wenn wir eine Ratte wiederholt in ein Labyrinth mit vier Tunneln setzen und
zuvor immer in den vierten Tunnel ein Stück Käse legen, lernt die Ratte,
stets in den vierten Tunnel zu gehen, um an den Käse zu gelangen. Ein Mensch
lernt das auch. Du willst Käse, also gehst du in den vierten Tunnel.
Jetzt aber verlegt der grosse Gott des Lebens nach einer Weile den Käse in
einen anderen Tunnel. Die Ratte geht in den vierten Tunnel. Kein Käse da!
Sie kommt raus. Geht wieder rein. Und so weiter. Schliesslich gibt sie
irgendwann auf und sucht woanders.
Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Ratten und Menschen: Menschen gehen
immer in den vierten Tunnel! Ewig! Sie sind vom vierten Tunnel ,überzeugt'.
Ratten sind von nichts überzeugt; sie interessieren sich für den Käse. Der
Mensch aber entwickelt eine Überzeugung: den Glauben an den vierten Tunnel.
Er fängt schnell an, es für richtig zu halten, in den vierten Tunnel zu
gehen - ob Käse drin ist oder nicht. Der Mensch hat lieber recht als seinen
Käse!
Ihr habt lieber recht, als dass ihr glücklich seid. Um euch und anderen zu
beweisen, dass ihr recht habt, rennt ihr seit Jahren immer wieder in vierte
Tunnels. Eure Gehirne wollen lieber recht behalten, als euch glücklich sein
lassen.
(Quelle unbekannt)
Menschen setzen oft ihre wichtigsten Beziehungen aufs Spiel nur um recht
zu behalten. Um recht zu haben und das Gesicht nicht zu verlieren, wird der
erbittertste Streit ausgefochten, ja werden Kriege geführt.
Wie wichtig ist es mir, recht zu behalten?
Was setze ich aufs Spiel, nur um recht zu haben?
Welches sind meine vierten Tunnels, meine Ideologien, Sackgassen und
Rechthabereien, in die ich mich verrannt habe um ja recht zu behalten?
Wenn ich einen so starken Glauben habe, dass ich Berge versetzen kann, aber
ich habe keine Liebe - dann bin ich nichts. Die Liebe ist geduldig und
gütig. Die Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt, sie prahlt nicht
und spielt sich nicht auf. Sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Die Liebe
gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere. (aus:
1Kor 13)
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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