Weg-Wort vom 6. Juli 2012
Gottesbild
Eines meiner Bilderbücher beginnt mit dem Satz: "Heute gibt es Gott
überhaupt nicht." Viele bunte Kinderzeichnungen und Aussagen von Kindern
über Gott sind in dem Buch festgehalten. Erstaunlich, welche tiefen
Erfahrungen bereits Kinder mit Gott machen. "Gott ist rot, weil mir Rot so
gut gefällt", sagt Max. Katharina dagegen meint: "Der liebe Gott ist ein
Mädchen. Er wohnt im Himmel. Viele bunte Vögel fliegen um ihn herum."
Wir sollen uns kein Bild von Gott machen! Aber kein Bild machen geht gar
nicht. Auch wen wir uns kein Bild von Gott zeichnen, dann formulieren wir es
mit Worten, in Gedanken.
Sich kein Bild machen von Gott bedeutet für mich, Gott nicht einengen. Wenn
wir die Bibel lesen finden wir nämlich nicht ein Bild von Gott, sondern
viele Bilder. Im Buch Genesis ist Gott Schöpfer der Welt, im Buch Exodus
wird Gott als befreiend, begleitend und beschützend für das Volk Israel
beschrieben. Im Buch Jesaja wird Gott schreiend wie eine Gebärende, tröstend
wie eine Mutter oder helfend wie eine Hebamme bei der Geburt geschildert.
Jesus predigt die Liebe, Barmherzigkeit und Gerechtigkeit Gottes.
Vielfältig, gross, ja grossartig sind die Gottesbilder der Bibel, sie
erzählen von den Erfahrungen der Menschen mit Gott. Auch wir dürfen unsere
Erfahrungen mit Gott machen. Wir sollen uns nicht einengen lassen von einem
einzigen Gottesbild, sondern uns weiterführen lassen vom Leben und von
unseren Erfahrungen mit Gott.
In dem Buch von Johanna K. Wittmann, "Gott ist hinten, vorn ist die Sonne,
das Gras und die Steine", lesen wir von Sabrina: "Gott sieht man nicht, aber
seine Farben sieht man, und spüren kann man Gott wie den Wind und die Wärme
der Sonne."
Wichtig ist unsere Offenheit für Gott, der/die noch viel mehr und anders ist
als Worte beschreiben und Bilder fassen mögen. Bleiben Sie Gott auf der
Spur!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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