Weg-Wort vom 24. Juni 2013
Familie
Jeder versteht etwas anderes unter Familie: zum Beispiel die Herkunftsfamilie, aus der man
kommt, also die Eltern und die eigenen Geschwister; oder die eigene Familie, in der man
gerade lebt, vielleicht mit Mann und Frau und Kind; oder beides zusammen. Gehört die
Familie des Ehepartners auch zur eigenen Familie, und was ist mit Tanten, Cousinen, Paten?
Heute gibt es viele Familien, die nur aus Mutter und Kind bestehen, oder es gibt die
sogenannten Patchwork Familien, zusammen gesetzt aus zwei Familien, in denen die Eltern
geschieden sind. Mit andern Worten: Wo sind die Grenzen der eigenen Familie? Man kann sie
eng stecken aber auch sehr weit lassen bis hin vielleicht zur "Familie der
Menschheit", auch das hört man ja gelegentlich.
Jesus ist, soweit wir wissen, etwa dreissig Jahre alt, als er sich von seiner Familie löst
und das Leben beginnt, das wir aus dem Neuen Testament kennen. Es ist daher gut zu
verstehen, wenn die Familie denkt, Jesus sei von Sinnen. Er sei verrückt geworden, als er
seinen Beruf sausen lässt und lieber durch die Lande zieht, Wunder tut und von Gott
erzählt. Ein halbes Leben lang hat er sich anständig benommen, ist seinem Beruf
nachgegangen, war nicht besonders auffällig und jetzt zieht er durchs Land und redet von
Dingen, die auch noch häufig der herrschenden Meinung widersprechen. So einer blamiert die
Familie. Es braucht uns also nicht zu wundern, wenn wir lesen, seine Angehörigen machten
sich auf den Weg, ihn sogar mit Gewalt zurückzuholen. Man könnte sagen, ihn wieder auf den
Teppich zu holen.
Wie reagiert Jesus darauf? Ohne Ansage spricht Jesus über seine Familie provozierend,
schroff, abweisend, verärgert, fast mit feindlichem Unterton, wie es beim ersten Hören
scheint. (Mk 3,31-35) Er tut so, als kenne er seine Familie nicht, und gleichzeitig
definiert er seine Familie neu: die, die den Willen Gottes tun, sind seine Familie. Er
weitet den Begriff der Familie aus, so dass jeder die Chance hat, zu dieser Familie zu
gehören. Jeder kann dazugehören durch eigenen Willen. Das ist, genau besehen, etwas sehr
tröstliches.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
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