Weg-Wort vom 13. März 2006
Tun, was not tut!
Denken Sie einen Augenblick darüber nach, was Ihnen einfällt, wenn von
Zeichen der Zeit die Rede ist. -Endzeitstimmung in populären Büchern, in
Musik und Kunst? Oder die Falten im eigenen Gesicht?
Umweltverschmutzung und Naturkatastrophen, wachsende Armut bei vielen und
wachsender Reichtum bei wenigen? Berechnungen, wann genau die Welt
untergeht?
Keine angenehmen Bilder sind das. Zeichen der Zeit scheinen eher auf
Bedrohliches, auf Verlust und Verfall hinzuweisen, also nichts, worauf wir
uns freuen könnten, was wir von Herzen herbeisehnen.
So geht es auch den Jüngern in der Geschichte der Salbung in Bethanien. Sie
haben Angst und sind mutlos. Sie befürchten das Scheitern ihrer Mission. Sie
vertrauen nicht mehr in die eigene Befähigung, Gerechtigkeit und Frieden
hier und heute zum Durchbruch zu verhelfen. Da muss erst eine kommen, die
die bestehende Ordnung auf den Kopf stellt und den lebendigen Jesus durch
den Tod zur Auferstehung salbt. Eine Frau, die tut, was sonst die Männer
Israels Propheten und Priester tun, einen König salben, dessen
Königreich sehr wohl auch schon von dieser Welt sein kann. Da muss erst eine
kommen und das Königreich Gottes herbeisalben! An sie und ihre Tat sollen
wir uns erinnern, sonst haben wir die Frohe Botschaft nicht richtig
verstanden. Mit Erinnern ist aber kein nostalgischer Vorgang des
folgenlosen Gedenkens gemeint. Erinnern heisst, Botschaft und Handeln der
Frau im eigenen Leben auferstehen lassen.
Die salbende Frau tut, was not tut. Was heisst es für uns, zu tun, was not
tut?
Die salbende Frau ist verschwenderisch. Wir sollen doch nicht
verschwenderisch sein? Oder doch? Mit was können wir verschwenderisch sein?
Die salbende Frau ist mutig. Wie gehen wir mit Widerständen um? Was machen
wir, wenn uns jemand kritisiert, anfragt? Wo bekommen wir Unterstützung? Wo
geben wir einander Unterstützung?
Die salbende Frau nimmt ihre Hoffnung ernst und eine Zukunft der
Gerechtigkeit Gottes vorweg. Wo bringen wir in unseren Beziehungen, in
unserem Leben zum Ausdruck, dass wir Töchter und Söhne Gottes sind und der
Real-Vision vom Reich Gottes verantwortlich?
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche
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