Weg-Wort vom 7. August 2009
War das wieder ein Tag heute!
So begrüsste ich meine Frau daheim und fuhr gleich fort: Als der Wecker mich
heute morgen aus dem tiefsten Schlaf riss, hätte ich mich am liebsten
umgedreht und weiter geschlafen. Natürlich war ich dann zu spät dran und
musste ohne meine Tasse Kaffee aus dem Haus.
Im Zug lärmte mir gegenüber stampfend und zischend ein Walkman. In
Sichtweite redeten drei Leute so laut auf ihre Mobiltelefone ein, als
müssten sie von den Angerufenen auch so gehört werden. Wegen eines Defektes
blieb dann noch der Zug stehen. Natürlich verpasste ich den abgemachten
Termin.
In der Kantine gab es wieder einmal nichts, was meinem Geschmack entsprochen
hätte. Als ich dann abends aus dem Zug stieg, begann es in Strömen zu
regnen. Natürlich hatte ich gerade mal keinen Schirm dabei.
Später am Abend las ich in einer Zeitschrift einen Beitrag zum Thema
Freundlich-keit. Da erinnerte ich mich, wie mir beim Aussteigen die mir
unbekannte Frau im Zug gegenüber freundlich lächelnd einen guten Abend
wünschte. Und es tauchten noch weitere erfreuliche Begebenheiten des Tages
in meiner Erinnerung auf. Beschämt berichtete ich meiner Frau noch einmal,
aber diesmal ganz anders: War das wieder ein Tag heute!
Der Akku meines Handys war für einmal nicht gerade leer, so dass ich mich
für mein Fernbleiben an der verpassten Sitzung noch entschuldigen konnte.
Ein guter alter Bekannter, den ich schon Jahre nicht mehr gesehen hatte,
stand überraschend vor meiner Tür. Im kühlen Schatten am Fluss vermochte ich
einen Text zu schreiben, an dem ich schon lange vergeblich herumgekaut
hatte. Ausserdem teilte uns das Steueramt mit, dass es die zu viel bezahlten
Steuern auf unser Konto überwiesen habe.
Ich sass dann noch eine Weile allein in der Kühle des Abends. Ein Gefühl der
Dankbarkeit erfüllte mich. Der zweite Bericht hatte den ersten wie
verwandelt. Er liess ihn in einem anderen Licht und in einem weiteren
Horizont erscheinen. Es hatte in mir eine Versöhnung auch mit dem Unguten
und Unschönen meines Tages stattgefunden. Die Schlussbitte eines
Abendgebetes hatte sich für mich erfüllt:
Wandle in Segen diesen meinen heutigen Tag. Amen.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorger und Seelsorgerinnen der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Beat Schlauri, Susanne Wey
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Hauptbahnhof Zürich
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