Weg-Wort vom 1. Februar 2011
Das soziale Netz
Wie viele Menschen kennen Sie, zu denen Sie bedingungsloses Vertrauen haben? Wie viele
Menschen kennen Sie, mit denen Sie feiern oder sich auch bei ihnen ausweinen können? Wie
viele Menschen kennen Sie, die Sie um das bitten können, was Sie brauchen? Die Sie auch um
Geld bitten können?
Viele Menschen, die unsere Seelsorge aufsuchen, haben keine solchen Menschen. Dabei
brauchen wir alle doch immer wieder solche Menschen. Wir brauchen ein Netz von Menschen,
das uns trägt – möglichst in allen Situationen.
Wie aber knüpfen wir ein solches soziales Netz?
Netze gilt es zu knüpfen. Das heisst: Verwandtschaft, Familie und Freundschaften müssen
gepflegt und Freundschaften aufgebaut werden. Und wir müssen uns selber die Frage
stellen: Bin ich selber ein solcher Mensch, in den andere bedingungsloses Vertrauen haben
können? Bin ich ein Mensch, mit dem andere feiern – und bei dem sich andere auch ausweinen
können? Bin ich ein Mensch, der zur Hilfe bereit ist – auch mit Geld - wenn es nötig ist?
Solche sozialen Netze, in die wir alle eingeknüpft sein sollten, brauchen unseren Einsatz
dafür. Sie brauchen unsere Bereitschaft zum Geben. Damit wir, wenn es nötig ist, auch
nehmen dürfen. Ich, ich und nochmals ich – das hat da keinen Platz. Auch nicht die
Haltung: Die Anderen können mir gestohlen bleiben. Wir sind aufeinander angewiesen – nicht
nur in der Not. Aber in der Not bewährt sich nur, was auch vor der Not gepflegt und
genährt worden ist.
Freiheit heisst nicht, auf niemanden angewiesen sein. Freiheit heisst, mit Anderen
verknüpft sein, anderen geben und – wenn nötig – auch von ihnen nehmen dürfen. Freiheit
heisst: Ich trage mit und gehöre dazu!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Ökumenische Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich
info(a)bahnhofkirche.ch
www.bahnhofkirche.ch
www.offene-tuer.net
Blog:
http://blogs.ref.ch/bahnhofkirche.php