Weg-Wort vom 25. Juli 2007
Nicht Rache! Segen! (Psalm 109)
Das berühmte Gedicht Die Füsse im Feuer von Conrad Ferdinand Meyer
berichtet dramatisch von einer grossen Versuchung: Da hat einer plötzlich
die Möglichkeit sich an dem zu rächen, der seine Frau zu Tode gefoltert hat.
Das Schicksal hat diesen Folterer als Gast in sein Haus geführt.
Aber in einem unglaublichen Kampf mit Gott und sich selber, einem Kampf, der
seine Haare über Nacht grau werden lässt, verzichtet er auf die Rache und
überlässt sie Gott. Der Folterer, der schnell seine Situation realisiert
hat, lobt beim Abschied am Morgen die Ergebenheit seines Gastgebers zu ihrem
gemeinsamen Herrn, dem König. Ihm seien sie ja beide eigen!
Tatsächlich, Ergebenheit war es, die ihn davor bewahrt hat, die Rache selber
in die Hand zu nehmen, Ergebenheit, aber nicht dem irdischen König
gegenüber, sondern dem himmlischen Gott. Darum gibt er ihm zur Antwort: Du
sagst's! Dem grössten König eigen! Heute ward Sein Dienst mir schwer ...
Gemordet hast Du teuflisch mir Mein Weib! Und lebst ... Mein ist die Rache,
redet Gott."
Genau darum geht es auch im 109. Psalm. Hilf mir, Herr, mein Gott, rette
mich in deiner Treue. Sie sollen wissen, dass du deine Hand im Spiel hast,
dass du, Herr, das alles tust. Jene Leute fluchen, aber du segnest mich.
(Psalm 109.26-28) Segen statt Rache! Nicht Auge um Auge, Zahn um Zahn,
sondern Vergebung, Neuanfang! Eine neue Chance!
Wer aufmerksam durch die eigene und die Weltgeschichte geht, sieht
hoffentlich die Erfolge dieses Handelns. Aus der Weltgeschichte erinnere ich
nur an Nelson Mandela und andere Exponenten des ANC, die sich genau so
verhalten haben. Segen statt Rache! Neuanfang statt Heimzahlen! So geht Gott
mit uns um und so sollen auch wir untereinander umgehen!
Mit freundlichen Grüssen
© Bahnhofkirche
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