Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 16. August 2018
Bruch Stücke
Es war meine Lieblingsschale, mit vielen Erinnerungen behaftet. Vorsichtig
nehme ich sie in die Hand um das gute Stück wieder einmal zu reinigen. Da
passiert es: die Schale rutscht mir aus den Händen und zerbricht. Da stehe
ich nun vor einem Scherbenhaufen und kann es nicht fassen.
Eine Freundin erzählt mir von einem Atelier, welches aus den einzelnen
Teilen wieder ein Ganzes herstellt. Und tatsächlich, als ich mein gutes
Stück abhole traue ich meinen Augen nicht: die einzelnen Teile der Schale
waren wieder zusammengefügt, und die Bruchlinien waren vergoldet. Es sah
edel aus, gar nicht wie geflickt.
Haben wir nicht manchmal auch das Gefühl im Leben vor einem Scherbenhaufen
zu stehen? Wie oft heisst es dann: ich habe alles falsch gemacht. Aber haben
wir uns auch schon überlegt, dass die Scherben unseres Lebens zusammengefügt
werden und uns zu dem kostbaren Menschen machen, der wir nun sind? Nicht
alles ist umsonst, nicht alles Scheitern ist Versagen, es ist nicht immer
meine Schuld wenn etwas nicht klappt. Aber jedes Scheitern, jedes Versagen,
jeder missratene Versuch macht mich um eine Erfahrung wertvoller. Narben des
Lebens sind nicht hässlich und auch die Narben der Seele können mich zu
einem strahlenden Menschen machen.
Wenn auf unseren Brüchen und Narben Gold erscheint und unser Leben als ein
neues Kunstwerk erscheint, sprechen wir von Gnade, dann hat Gott seine
Finger im Spiel, denn vor ihm sind wir auch als Gezeichnete wertvoll. Nichts
Bruchstückhaftes ist ihm fremd, denn schliesslich ist Gott Mensch geworden.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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