Weg-Wort vom 23. März 2011
Scherben
Scherben gibt es immer wieder, da wo wir mit zerbrechlichem Geschirr
umgehen. Auch bei mir geht öfters etwas in die Brüche, wenn ich ungeschickt
und unaufmerksam bin.
Gewöhnlich räumen wir dann die Scherben möglichst rasch weg, damit niemand
darauf tritt und sich verletzt. Ein Sprichwort sagt zwar: Scherben bringen
Glück. Aber das ist nur eine Schutzbehauptung. Denn normalerweise sind
Scherben nichts Erfreuliches, sondern bringen Ärger und Schmerz über den
Verlust.
Scherben sind ein auch ein Bild und Symbol für das Geschirr, das in unserem
Leben und in unseren Beziehungen zerbrochen ist, und für das Porzellan, das
wir aus Unachtsamkeit zerschlagen haben. Für all das, was in uns und durch
uns zerbrochen worden ist.
Auf Scherben stosse ich bei vielen Menschen in meinem Umfeld. Ihre
Beziehung, Ehe und Familie ist zerbrochen. Eine schwere Krankheit hat die
Zukunftspläne zunichte gemacht. Eigenes Unvermögen und Versagen hat die
Arbeitsstelle gekostet oder einen Schuldenberg angehäuft. Das Leben eines
Menschen ist manchmal ein einziger Scherbenhaufen.
Scherben gibt es auch in meinem eigenen Leben. Wie gehe ich damit um? Kann
ich dazu stehen, dass mir nicht alles gelungen ist? Dass ich manche
Enttäuschung und manchen Misserfolg selber verschuldet habe?
Manchmal bin ich die Scherbe, an der andere sich weh tun. Scherben können
tief verletzen und Wunden reissen. Eine unachtsame oder spitze Zunge ist
eine solche Scherbe. Sie verursacht schmerzhafte Wunden und bleibende
Narben.
Wer ein hartes Wort zurücknimmt, wer um Entschuldigung bittet, sammelt
Scherben auf: Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint. Lass uns
wieder gut sein. Lass uns wieder neu beginnen. Solche versöhnlichen Worte
können Scherben wieder zusammenkitten und Wunden heilen und vernarben
lassen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi, Beat Schlauri
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