Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 15. September 2014
Damaskus
Da hat sich einer absolut verrannt, und er merkt das nicht einmal. Paulus rast mit
Tunnelblick in Richtung Damaskus. Er hat nur ein Ziel: "Ich will die
Jesusanhängerinnen und -anhänger stoppen!" Er ist vollkommen davon überzeugt: Das ist
Gottes Wille, das Ziel meines Lebens!
Kennen Sie das? Klar: Wir kennen das von den so genannten Fanatikern, den
Fundamentalisten, die schnaubend gegen alles vorgehen, was nicht in ihr Weltbild, in ihren
Plan passt.
Und das kennen viele von uns: Ich stecke alle Energie in meine Arbeit: Der Erfolg im
Beruf, eine supergute Arbeit abliefern, von allen dafür Lob (und guten Lohn) bekommen, das
wird zum höchsten Gut und Lebensziel. Da hat man sich schneller verrannt, als man denkt,
und versucht dann Sinn in sein Leben hineinzuarbeiten. Oder: Zeitweise war ich davon
überzeugt, dass ich ohne Sport nicht leben kann: Täglich auf dem Rennrad: immer mehr
Kilometer! Auch da kann man sich absolut verrennen!
In diesem Damaskus erleben wir immer dasselbe: Unsere "Verranntheit" wird
gnadenlos gestoppt. Wir gehen zu Boden. Wir fallen um, sehen nichts mehr. Aber wir fragen
uns dann plötzlich: "Saul, Saul … warum machst du eigentlich diesen Mist?!" Und
dann kommen wir zur Besinnung. Und wenn wir begreifen, dass unser Leben schon sinnvoll
ist, ohne dass wir irgendetwas dazu beitragen können oder müssen, dann können wir wieder
anfangen zu leben. So wie Paulus auch. Paulus wird wieder aktiv: Er geht in die Synagogen
und fängt an zu predigen. Auch wir werden nach unserem Damaskus immer wieder aktiv: Wir
fangen wieder an zu leben. Wir leben aus dem Wissen heraus "Mein Leben macht Sinn,
schon Sinn, und ich muss diesen nicht erst hineinarbeiten. Mein Lebenssinn ist mir
geschenkt."
Das ist Damaskus! Und jeder, jede sollte wissen, dass uns in solchen Momenten die Weisheit
Gottes selbst mit ihrem Licht zu Boden blitzt und uns wieder lebendig macht.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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