Weg-Wort vom 28. März 2013
Bleibet hier und wachet mit mir!
Wachet und betet, wachet und betet. Ein einfaches Lied aus der Tradition von
Taizé, einfach und eingängig. Sofort versetzt es den, der es kennt in den
Garten Gethsemane. Jesus hat Angst, er braucht seine Leute; er möchte, dass
sie mit ihm sind auf dem Weg, der ihm bevorsteht: Der Weg ans Kreuz. Eine
unheimliche Szenerie. Da der bittende rund 30-jährige Mann, voller Angst und
dort seine Begleiter, Freunde und Jünger: "Bleibet hier und wachet mit mir."
- und sie schlafen. Verständlich, ein langer Tag liegt hinter ihnen, sie
bleiben wohl - aber von Wachen keine Spur. Jesus bleibt allein.
Wie oft geschieht das auch uns, dass die besten Freunde versagen, nicht mehr
die Kraft haben da zu sein, wenn sie gebraucht werden. Es ist kein böser
Wille bei den Jüngern, sie wollen es ja eigentlich anders, aber schlafen
trotzdem einfach ein.
Wie oft geschieht es auch uns, dass die Natur verhindert, solidarisch zu
sein. Bei den Jüngern ist es die Müdigkeit: Ihre Solidarität mit dem
verängstigten Jesus ist durch ihre Müdigkeit einfach weggewischt worden.
"Bleibet hier und wachet mit mir!" - Dazu braucht es mehr: Es braucht den
ausgesprochenen Willen zu dem zu halten, den man liebt, verehrt und dem man
nachfolgt, und ohne diesen Willen, schläft man halt ein - nicht nur die
Jünger.
In Jesus finden wir diesen Willen wieder, den Willen zur Solidarität, sogar
mit denen, die ihn allein gelassen haben, mit seinen ihm nachfolgenden
Schlafmützen.
Es ist die Zeit der Angst, in der er wache Freunde bräuchte. Es ist die
Zeit, in der er kämpft mit sich und seiner Angst vor dem Tod, es ist die
Zeit, in der er seine Jünger gleichsam als Schutzmantel gebraucht hätte. Und
dann auf einmal kann er sie schlafen lassen. Es ist vorüber. Er weckt sie,
weil der Moment der Gefangennahme gekommen ist. Und obwohl sie ihn
alleingelassen haben in der Nacht, nimmt er sie wieder mit auf den Weg, zu
dem er sich in dieser einsamen Nacht bekannt hat. Er nimmt sie mit.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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