Weg-Wort vom 19.August 2010
Drei Männer im Zug
Die Zeit steht still. Im Betrieb läuft nichts. Es ist möglich, ihn ein paar
Minuten eher zu verlassen. Eine halbe Stunde früher zuhause als sonst, das
wäre was. Alles klappt, der Weg zum Perron ist kürzer als sonst ein Blick
auf die Uhr, aufs Gleis Zeit stimmt , Gleis stimmt, also rein in den Zug.
Ein vertrautes Gesicht. Alles ist in Ordnung. Ein Nickerchen bis zum
Umsteigen. Beim Aufwachen die Durchsage der Stationen. Was ist los? Ich
sitze im falschen Zug. So sehr habe ich mich beeilt, dass ich früher zuhause
bin und jetzt das. Und was macht der Bekannte hier? Er konnte
ausnahmsweise pünktlich das Geschäft verlassen und beeilte sich sehr, damit
er noch den früheren Zug erreichen konnte. Es hat alles gepasst, bis er zu
spät bemerkte, dass er den falschen genommen hatte.
Als wir uns bereit machten umzusteigen, um nicht allzu verspätet nach Hause
zu kommen, waren wir auf einmal zu dritt. Alle hatten sich beeilt, um früher
zuhause zu sein, bei allen stimmte die Zeit, das Perron und alle waren sich
sicher im richtigen Zug zu sitzen.
Der Rest war Lachen.
So beeilst du dich in deinem Leben, machst alles richtig und gut, und es
nützt überhaupt nichts. Es ist ja schön, wenn in solchen Sachen ein Esel dem
andern Langohr sagen kann und das gemeinsame Lachen den aufkommenden Ärger
wegspült.
Was nützt die Eile, wenn du sie nicht mit Weile angehst? Also: Mach es nicht
wie die Gehetzten dieser Welt, dass du schon beim letzten Schluck Kaffee
aufstehst und noch mit der Zahnpaste im Mund Schuhe und Mantel anziehst.
Mach es nicht wie die Gehetzten dieser Welt, dass Du der Liebsten einen
Abschiedskuss gibst und mit den Gedanken schon im Geschäft bist. Sei weg,
wenn du weg bist, aber wenn du da bist, sei auch da.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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