Weg-Wort vom 1. Dezember 2006
Ankommen
Zum ersten Advent
Advent ist die vierwöchige Vorbereitungszeit auf Weihnachten und bedeutet
Ankunft Ankunft Gottes mitten unter uns Menschen.
In unserer schnelllebigen Zeit möchten wir überall so schnell als möglich
ankommen, sei es am Arbeitsort, am Ferienziel oder wieder zu Hause. Wir sind
ganz auf das Ziel ausgerichtet. Wir sind innerlich eigentlich schon dort,
auch wenn wir noch auf dem Weg sind. Der Weg selbst ist unwichtig, ein
notwendiges Übel.
Es war für mich ein unvergessliches Erlebnis, unser Ferienziel nicht in drei
Stunden mit dem Flugzeug, sondern erst nach einer dreitägigen Busfahrt zu
erreichen. Ich nahm langsam Abschied von der gewohnten Umgebung. Ich
bemerkte die stetige Veränderung der Landschaft. Land und Leute wurden mir
immer fremder. Gleichzeitig kamen mir Menschen aus dem Ferienland persönlich
näher, die im Bus mit mir in ihre Heimat zurückfuhren.
Die Erfahrung des langen Weges zwischen Heimat- und Ferienort wurde für mich
so zu einem besonderen Erlebnis, das seinen Wert auch in sich selbst hatte.
Die Adventszeit ist der Weg auf Weihnachten hin, zur Ankunft Gottes mitten
unter uns Menschen. Und diesen Weg gehen, heisst zuallererst: bei sich
selber ankommen. Denn Gott kann erst bei mir ankommen, wenn ich selber zu
Hause bin, wenn ich ganz bei mir bin.
Im Gegensatz zur äusseren Welt, die auf Weihnachten hin zunehmend hektischer
und geschäftiger wird, verläuft der adventliche Weg gerade umgekehrt:
zunehmend langsamer und ruhiger werden, innehalten, umschalten, die Seele
nachkommen lassen, vermehrt die leisen Töne in sich selber und bei andern
wieder hören, mehr zu sich selber finden, sich öffnen für das Neue, das sich
anbahnt ...
Die verschiedenen Bräuche wie Adventskranz oder Adventskalender können uns
dabei helfen, diesen Weg der Verlangsamung und des In-sich-gehens Schritt
für Schritt bewusst zu gehen. Damit der Weg selbst zum Erlebnis wird.
Denn im bewussten Gehen und Erleben des adventlichen Weges kommen wir schon
unterwegs ein Stück weit bei uns selbst an. Sind wir schon mitten auf unserm
Weg immer wieder bereit und offen für das Ankommen Gottes unter uns.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Hans-Ruedi Rüfenacht
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche