Weg-Wort vom 2. Juli 2010
Abschiede und Trennungen
Ich hasse Abschiede und Trennungen. Mit aller Entschiedenheit sagt das
eine Fünfzigjährige zu mir. Und sie berichtet mir von einer Beziehung, die
nach langen Jahren des gemeinsamen Weges aufgelöst worden ist. Nun ist nur
noch ein Chaos von Trauer und Erinnerungen, Verletzungen und Angst da.
Wer fürchtet sich nicht vor Abschieden und Trennungen? Das frage ich mich.
Gleichzeitig weis ich: Wer leben will, kommt nicht darum herum. Menschen
fürchten darum tiefere Beziehungen, weil sie Angst vor möglichen Trennungen
und Abschieden haben.
Wirklich, ich verstehe das gut. Aber - ich sehe auch den Verlust wichtiger
menschlicher Erfahrungen, die eben zu unserem menschlichen Leben dazu
gehören!
Darum bin ich der Meinung, dass es nicht unser Bestreben sein sollte,
Abschiede und Trennungen zu vermeiden sie kommen so oder so. Es sind
Notwendigkeiten. Es gibt kein Leben ohne sie. Wir können ihnen in unserem
Alltag nicht entgehen.
Vielmehr sollte es uns darum gehen, diese Trennungen und Abschiede
einzuüben, sie vor allem zu gestalten. Und das können wir tun, auch wenn sie
uns überraschen, - und auch wenn wir sie auf uns zukommen sehen. Rituale und
bewusstes Erinnern an Gutes und Gemeinsames erleichtern uns im Chaos unserer
Abschiedsgefühle die Trennung. Sie helfen uns, im Loslassen Sicherheit zu
finden. Es gibt eine alte Weisheit, die sagt, dass Abschiede und Trennungen
kleine Tode sind. Gehen wir bewusst mit ihnen um, erleben und gestalten wir
sie, dann wird das immer auch ein Einüben in unser eigenes Loslassen und
Sterben sein und uns in Kontakt mit der Auferstehung bringen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
© Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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