Weg-Wort vom 19. Januar 2011
Gottes schwache Seite
Eigentlich hätte die Geschichte der Menschheit mit der Sünde der Stammeltern
zu Ende sein müssen nach der Drohung Gottes: An dem Tag, da du davon isst,
wirst du sterben! Aber Gott hat seine schreckliche Drohung nicht wahr
gemacht, sondern Gnade vor Recht walten lassen. Die Menschen sind an Leben
geblieben trotz ihrer Sünde.
So nimmt die menschliche Schuld von Generation zu Generation zu und wächst
ins Unerträgliche, bis es Gott reut, den Menschen gemacht zu haben, und er
das Werk seiner Hände durch die Sintflut zerstören will. Aber Gott kann auch
diesmal seine "Schwäche für die Menschen nicht verleugnen. Der gleiche
Befund, welcher das Strafgericht begründet hat, wird nun zum Grund für
Gottes Nachsicht: Ich will fortan nicht mehr die Erde verfluchen um des
Menschen willen, denn das Trachten des menschlichen Herzens ist zum Bösen
geneigt von Jugend an (Gen 65; 8,21).
In selben Mass, wie die Sünde zunimmt, wächst auch Gottes Geduld und
Barmherzigkeit. Immer wieder gewinn seine Liebe zu den Menschen die Oberhand
über seinen gerechten Zorn, immer wieder schlägt Gottes Herz für den Sünder.
Dieser Wesenszug Gottes, seine Vergebungsbereitschaft, gehört zum Grössten
und Erschütterndsten, was uns das Alte Testament über Gott zu sagen weiss.
Diese Botschaft greift Jesus in seiner Verkündigung auf. Die Gestalt des
barmherzigen Vaters im Gleichnis vom verlorenen Sohn offenbart das
Gottesbild Jesu. Der Vater schlägt hinter dem jüngeren Sohn, der aus der
Geborgenheit des Vaterhauses davon und ins eigene Unglück rennt, nicht die
Tür zu, sondern lässt sie einen Spalt weit offen. Er hält Ausschau nach
seinem Sohn, erwartet seine Rückkehr, eilt ihm entgegen und drückt ihn an
seine Brust, ehe er ein Schuldbekenntnis stammeln kann. So ist Gott will
Jesus sagen.
Nicht nur die Schuld ist ein Stein im Wasser, der immer grössere Kreise um
sich zieht. Auch die Vergebung will um sich greifen durch uns.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi, Beat Schlauri
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