Weg-Wort vom 16. Juni 2010
Zorn und Unversöhnlichkeit
Gott, vergib mir meinen Zorn und meine Unversöhnlichkeit!
Gib mir einen Lichtblick und ein Zeichen von dir!
Hinter dieser Bitte steckt eine grosse innere Not. Noch mehr, die Frau,
welche sich mit diesen Worten an Gott gewendet hatte, spürte und erlebte es
tagtäglich, wie ihr Zorn und ihre Unversöhnlichkeit der Sanftmut und der
Fähigkeit zur Versöhnung im Weg standen, sie sogar unmöglich machten.
Sie selbst litt mit der Zeit immer mehr unter diesem Zustand, überlegte, wie
sie ihren Zorn und ihre unversöhnliche Haltung überwinden könnte. Denn
wer nachträgt, hat auch viel zu tragen. Mit der Zeit hatten sich nämlich
fast alle ihre Verwandten, Freunde und Bekannten von ihr zurückgezogen. Ihr
soziales Netz wurde immer dünner, sie fühlte sich einsam und wurde
verbittert.
Einiges Tages hielt sie es nicht mehr aus, suchte Rat und nahm Hilfe in
Anspruch. Nach und nach gelang es ihr, sich selbst anzuschauen, bis sie auf
dem Grund ihrer Seele ankam. Jetzt konnte sie sich aussöhnen mit ihrem
eigenen Schatten. Sie erkannte, dass es Phasen gibt, wo sie nicht ohne
Auseinandersetzung, ohne Zorn, auskommen würde. Aber den Hass und das
Feindbild, das sie aufgebaut hatte, brauchte sie fortan nicht mehr. Durch
diese Erkenntnis wurde sie sanftmütiger und versöhnlicher.
Das heisst, wir müssen uns zuerst aussöhnen mit all dem Feindseligen, das
wir in unserer Seele vorfinden, mit den aggressiven und mörderischen
Tendenzen, mit dem Neid und der Eifersucht, mit der Angst und der
Traurigkeit, mit den Trieben und der Gier in uns. (Anselm Grün)
Dann werden wir geduldiger und damit auch versöhnlicher werden. Die Worte
des Apostels Paulus sind mir dazu Mahnung und zugleich Aufforderung:
Lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen! (Epheser 4,26)
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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