Weg-Wort vom 10. Dezember 2010
Freue dich!
Freuen Sie sich an der Adventsbeleuchtung in den
Strassen? Freuen Sie sich, weil vor Weihnachten an zwei Sonntagen die
Geschäfte geöffnet haben und Sie in Ruhe einkaufen können? Empfinden Sie
Freude
beim warmen Schein einer Kerze?
Manchen fällt es schwer, sich zu freuen, weil sie nicht wissen, ob sie im
neuen Jahr ihre Arbeitsstelle noch haben werden. Manche mögen sich
grundsätzlich nicht freuen angesichts der täglichen Schreckensmeldungen in
den Medien. Die Lesungen am 3. Advent rufen uns zu: Jauchze, juble, der
Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte! (Zefanja 3,14-16)
Will uns die Bibel also auffordern, die Realität zu verdrängen, sie schön zu
reden? Ganz und gar nicht. Zwei Kapitel vorher steht da nämlich: Ich rechne
ab mit den Herren, die dick geworden sind auf ihrer Hefe und denken: Der
Herr tut weder Gutes noch Böses. (Zefanja 1,12)
Gott muss entsetzt sein darüber, dass manche sich auf Kosten der anderen
bereichern und Gott einen guten Mann sein lassen. Er muss zornig sein,
dass wir Menschen uns gegenseitig unterdrücken und am Leben behindern,
obwohl er uns alle zum Leben berufen hat. Sagt man uns nicht auf den Kopf
zu, wir seien durch unseren Wohlstand die Ausbeuter der Entwicklungs-länder?
Gott verlangt nicht, dass wir aus dieser Welt aussteigen, sondern dass wir
Gerechtigkeit und Liebe in unserer kleinen Welt, in unserem Alltag leben,
von Mensch zu Mensch. Gott will nicht vernichten, sondern ein Milieu
schaffen, in dem Menschen wieder in Würde miteinander umgehen. Das ist die
Wurzel adventlicher Freude. Daran sollten wir am Tag der Menschenrechte
denken, und wenigstens mit kleinen Zeichen all den Namenlosen und
Vergessenen unsere Stimme geben.
Zünden Sie Lichter an, damit der Name jedes Menschen leuchtet!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
(c) Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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