Weg-Wort vom 7.Dezember 2007
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den
Namen Jesus geben.
Wie finde ich Jesus? Um ihm näher zu sein möchte ich, ein guter Mensch
werden. Darum ziehe ich mich zurück und versuche so dem Schmutz der Welt zu
entkommen. Aber es klappt nicht. Immer wieder versage ich. Dann fühle ich
mich unwürdig und weit von Gott entfernt. Solche Worte hört man in der
Seelsorge.Vielleicht kann eine Krippenbetrachtung darauf antworten. Die
vertrauten Figuren erzählen uns die Weihnachtsgeschichte. Es ist eine Szene
die berührt. Die Figuren sind dabei das Kind zu preisen: die Tiere, die
Hirten, die Könige, die Engel. Alle freuen sich und loben Gott.
Die Geschichte erzählt uns leider nichts zu dem was geschah, bevor das
Kindlein in der Krippe lag. Monate zuvor hatte der Engel Maria verheissen,
dass sie ein besonderes Kind empfangen werde. Aber nach dieser wunderbaren
Begegnung begannen für Maria die Probleme. Zuerst musste sie ihrem Verlobten
erklären, was an ihr geschah. Als sie dann hochschwanger war, zwang sie eine
Verordnung der Besatzer zur Volkszählung nach Bethlehem zu reisen. Es war
Winter und kalt. In Bethlehem wartete niemand auf das Paar. Es gab für sie
nicht einmal einen Platz in der Herberge. So kam es, dass Maria ihren Sohn
im schmutzigen Stall neben Ochs und Esel gebären musste.
Dabei war das Paar ganz auf sich gestellt. Erst als das Kind geboren war,
kam der Glanz in den Stall. Mit dem Besuch der Hirten und Könige wurde für
Maria allmählich Wirklichkeit, was der Engel ihr verheissen hatte.
Zuvor jedoch hatte sie eine lange Zeit der Ungewissheit zu ertragen. Obwohl
der Engel ihr versprochen hatte, dass Gott mit ihr sei, musste sie wohl auch
mit Zweifeln leben.In der Geschichte von der Geburt Jesu kann ich darum
Parallelen für den persönlichen Glaubensweg entdecken. Da ist der Moment, wo
wir etwas Wunderbarem begegnen. Doch darf man dort selten lange verweilen.
Das, was man erfahren hat, beginnt in einem zu wachsen, bis die Zeit reif
ist und man es in die Wirklichkeit bringen kann. Das geschieht dann
vielleicht ganz anderswo, als wir es uns vorgestellt hatten. Ob es uns
gelingt, spüren wir. Es ist das Gefühl, das Richtige zu tun, am rechten Ort
zu sein, ganz bei sich zu sein. Dann öffnet sich für uns der Himmel auf
Erden, dann hören wir die Engel in uns singen.
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Hauptbahnhof Zürich
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Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche