Weg-Wort vom 17. Dezember 2012
Dazwischen
Wir in der Bahnhofkirche sind dazwischen. Für Menschen zwischen Arbeit und
Freizeit, zwischen Unterwegs und Daheim, zwischen zwei Zügen beim Umsteigen.
Wir befinden uns im Zwischendeck, da wo die Schliessfächer und die Toiletten
sind. Es ist der richtige Ort für uns, dazwischen, am Weg.
Unser Leben liegt zwischen Geburt und Tod.
Das Dazwischen ist für uns Menschen wichtig. Zwischen Vergangenheit und
Zukunft liegt das Jetzt. Zwischen den Buchdeckeln ist die Geschichte, der
Roman. Krüge, Tassen, Gläser brauchen wir wegen dem "Dazwischen", die Leere
darin macht es aus, dass wir sie als Gegenstände brauchen können.
Ina Praetorius schrieb ein Buch: "Gott dazwischen, eine unfertige
Theologie." Die Idee gefällt mir, fasziniert mich. Gott zwischen zwei Zügen.
Gott zwischen oben und unten. Gott zwischen Mann und Frau. Gott zwischen
geboren werden und sterben. Gott zwischen Arm und Reich.
Wenn Gott dazwischen ist, dann ist SIE/ER das Wesentliche, der Inhalt der
Tasse, die Geschichte im Buch.
Wenn Gott dazwischen ist, dann ist ER/SIE nicht in der Kirche, nicht im
"Herrgottswinkel", dann ist Gott unterwegs, dann ist er überall, in Allem
und durch Alles. Dann können und müssen wir Gott nicht mehr festnageln und
einengen, dann dürfen wir die Lebendigkeit und Vielfalt Gottes neu sehen,
erahnen und erspüren. Dann dürfen wir uns neu öffnen auf Zwischenräume hin.
Ina Prätorius schreibt als Untertitel «eine unfertige Theologie». Das macht
Mut, das zeigt, dass mit dem letzten Buchstaben der Bibel nichts aufhört,
sondern alles erst beginnt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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