Weg-Wort vom 28. November 2008
Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?
Wir gehen dem ersten Adventssonntag entgegen. Eines unserer schönen
Adventslieder beginnt mit den Worten: Wo bleibst du Trost der ganzen Welt?
Wo bleibst du Trost der ganzen Welt? so hat vor bald 2500 Jahren das Volk
Israel in Babylon gefragt. Es brauchte Trost, diese kleine versprengte
Gruppe, die fern von der Heimat in der Verbannung lebte.
Wo bleibst du Trost der ganzen Welt? so fragen auch wir heute. Unsere
Trostbedürftigkeit hat viele Gesichter: Angst und Verzweiflung, Krankheit
und Trauer. Wir kennen die Trostlosigkeit enttäuschter, erstorbener Liebe.
Wir leiden unter unbefriedigender Arbeit, unter Leistungsdruck, unter
Überforderung. Auch von der Weltsituation her möchten wir fragen: Wo
bleibst du Trost der ganzen Welt? Wo bist du angesichts der weltweiten
Krisen?
In der Situation der Trostlosigkeit im Volk Israel steht ein Prophet auf
genau so trostbedürftig wie die andern und erhebt seine Stimme. Er spricht
vom Beginn einer neuen Zeit, einer Zeit der Erlösung und der Gnade. Gott
will neu zu seinem Volk kommen und es trösten (vgl. Jes. 40,1-5). Das Volk
soll dem Kommen Gottes dadurch einen Weg bereiten, indem es lernt, dass
gerade die Erfahrung der Ausweglosigkeit und der Not ihm zum Ort der
Gotteserfahrung werden kann. Da kann das Volk Gottes lebenspendende Nähe
besonders erfahren.
Advent ist die Zeit, des Kirchenjahres, in der uns vor allem das Antlitz des
tröstenden Gottes gezeigt wird. Gottes Advent, Gottes Ankunft ist Trost für
uns. Da zeigt sich uns Gott als Schenkender, als Gebender und Vergebender.
Trost macht Mut. Trost bringt Hoffnung und Leben zurück. Trost verändert,
setzt in Bewegung. Als Getröstete werden wir selber zu Tröstenden. Gott
kommt uns zu trösten, damit auch wir trösten können. Paulus sagt im 2.
Korintherbrief: Er tröstet uns in all unserer Drangsal, auf dass wir
vermögen euch zu trösten, mit dem Trost, mit dem wir selber von Gott
getröstet werden (2 Kor 1,4).
Wo bleibst du Trost der ganzen Welt? mit diesen Worten hat Israel das Herz
Gottes bewegt. Mit diesen Worten wollen auch wir an das Herz Gottes rühren,
dass er uns seinen Trost erfahren lässt und wir dadurch andern zum Trost
werden.
© Bahnhofkirche
Hauptbahnhof Zürich
www.bahnhofkirche.ch
Seelsorger: Roman Angst, Toni Zimmermann
In Teilzeit: Sr. Anna Affolter, Sr. Zoe Maria Isenring, Susanne Wey
Evangelisch-reformierte und Römisch-katholische Kirche