Weg-Wort vom 17. November 2008
Tun, was vor Augen liegt
Beim Propheten Micha steht ein spannendes Wort:
Er hat dir kundgetan, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir
fordert: Nichts anderes, als Recht zu üben und Güte zu lieben und in
Einsicht mit deinem Gott zu gehen. (Micha 6.8)
Das klingt, als ob es jemand satt hat, immer neu zu wiederholen, was
sonnenklar ist - und was der Angeredete längst weiss. In diesem Fall: wie
ein Mensch leben soll, um mit Gott im Reinen zu sein. Über das Güte zu
lieben brauchen wir nicht zu reden Nächstenliebe als Forderung ist so
selbstverständlich, dass diese Aufforderung als Lösung aller Fragen schon
Lacher im Kabarett verursacht.
So einfach ist es aber nicht! Liegt es vielleicht daran, dass der erste Teil
der Forderung Recht zu üben und der letzte - in Einsicht mit deinem
Gott zu gehen - eher als überflüssig, als Thema nur für ganz Fromme
angesehen wird?
Wo gütige Liebe, Recht und in Einsicht gehen mit Gott konkret werden, da
fangen die Diskussionen an: Ob auch der unangenehme Chef gütige Liebe
braucht? Oder der Staat in meinem Leben zu seinem Recht kommen soll? Oder
der Fremde? Und: was ist, wenn das, was ich gern habe, nicht der Einsicht in
Gott entspricht?
Was für tiefsinnige Gedanken! Aber sie sind nötig. Denn wir Menschen machen
die Dinge gern kompliziert, wenn wir Unangenehmes tun sollen, wenn uns ein
Verhalten gegen den Strich geht. Wir diskutieren über das, was zu tun ist,
weil wir es nicht gern tun, weil es uns etwas kostet.
Auf die Fragen: Was soll ich tun? Und wo soll ich anfangen? ist die Antwort:
Tu, was vor Augen liegt, du weisst es schon, tu das und dann wirst du
erfüllen, was Gott will. Und nur darum wirst du es tun nicht, weil der
Nächste dir nahesteht!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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