Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 2. Juli 2014
Geschenkt!
"Mir hat keiner was geschenkt", sagt mir der Mann im Gespräch. "Und wenn es
Gott wirklich geben würde, dann würde er auch für mich sorgen! Ich erlebe aber nur
Schweres in meinem Leben!" So fährt der Mann weiter.
Ich frage ihn: "Hat ihnen irgendwann einmal Gott versprochen, dass, falls sie an ihn
glauben würden, es für sie gar keine Probleme und schweren Zeiten gäbe?" Nein, das
hat er natürlich nicht. Und in der Bibel steht auch nichts davon. Vielmehr wird dort von
Menschen berichtet, die trotz schweren Zeiten und ohne Geschenke beim Vertrauen in Gott
geblieben sind - und damit das Schwere auch besser überstanden haben.
Nein, das stimmt nicht, dass uns nichts geschenkt wird. So vieles ist uns geschenkt
worden, wird uns geschenkt. Wir leben alle vom Erbarmen. So sagt es der Apostel Paulus:
"Es liegt also nicht an jemandes Wollen oder Mühen, sondern an Gott, der sein
Erbarmen zeigt." (Rö 9,16)
Das fängt mit unserem ersten Schrei nach der Geburt an. Was wäre, wenn uns da niemand auf
den Arm genommen und getröstet und lieb gehabt hätte? Durch unser ganzes Leben führt eine
Spur des Erbarmens. Wir leben davon, dass uns jemand hilft, uns zu essen gibt, den Nuggi
aufhebt, der zum fünfzigsten Mal auf dem Boden liegt, uns pflegt, wenn wir krank sind, uns
bei den Hausaufgaben hilft, uns aufbaut, wenn wir versagt haben, uns tröstet, wenn wir
traurig sind.
Auch als Erwachsene spüren wir es immer wieder: Natürlich ist es wichtig, dass ich etwas
will, dass ich mich anstrenge. Und trotzdem: Die wichtigsten Dinge können wir uns nicht
erarbeiten: die Liebe der Partnerin, des Partners, das Glück. So vieles ist uns
zugefallen, geschenkt worden. Von wem? Von Gott. Das Leben ist sein Geschenk, unsere
Kraft, unser Verstand, unsere Zuversicht – sie sind kein Zufall, sie fallen uns zu aus der
grossen Barmherzigkeit Gottes.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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