Weg-Wort vom 2. November 2011
Allerseelen
Ein Besuch auf dem Friedhof, gestern oder heute, das gehört im traditionell
christlichen Jahreslauf einfach dazu. Warum machen wir das? Was ist der
tiefere Sinn von Allerseelen?
Allerseelen ist ein Gedenktag aller Verstorbenen. Eingeführt hat diesen Tag
im 10. Jahrhundert Odilo, Abt von Cluny. Zuerst wurde der Tag nur in
Klöstern, später dann in Pfarreien gefeiert. Seit dem 14. Jahrhundert wird
er auch in Rom begangen.
Allerseelen hat mit unseren Beziehungen zu tun. Identität ist gebunden an
Beziehung. Ohne unsere Eltern, Grosseltern, unsere Vorfahren gäbe es uns
nicht. Und unser Leben macht Sinn, wenn wir auch an die Generationen nach
uns denken. Eingebunden in Vergangenheit, in unsere Wurzeln, leben wir in
der Gegenwart, um eine Zukunft möglich zu machen.
In unseren Breitengraden ist der Ahnenkult, das Verehren der Vorfahren,
nicht verbreitet. Nur noch vereinzelt findet man Kinder, die auf die Namen
der Eltern oder Grosseltern getauft werden. Andere Verbundenheit mit den
Verstorbenen finden im Verborgenen statt, ausser eben an Allerheiligen,
Allerseelen, wo wir Kerzen auf die Gräber unserer Lieben stellen.
Afrikaner sprechen von der Gemeinschaft mit den Ahnen. Die Verehrung der
Vorfahren ist Teil ihres Lebens und ihres Lebensverständnisses. Dies ist
nicht zu vergleichen mit unserer, im Glaubensbekenntnis festgehaltenen
Aussage von der Gemeinschaft der Heiligen. Und doch...
Allerseelen als Gedenktag, dass wir eingebunden sind in ein Werden und
Vergehen. Allerseelen als ein Tag an dem wir uns unserer Wurzeln und
Vorfahren erinnern und ein grosses Dankeschön denken, aussprechen, beten.
Ein Tag, an dem wir das Geschenk des Lebens in Beziehung, in einem grossen
Kreislauf von Vorfahren und Nachfahren sehen, das macht Sinn.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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