Weg-Wort vom 3. Oktober 2011
Je nachdem
wie der Wind steht, weht ein anderes Lüftchen. Ich geniesse es, wenn ich
um 06:00 Uhr unterwegs bin. Da ist die Luft so frisch, da steigt der feine
Duft von frischem Brot in die Nase, da gibt es eigentlich nichts ausser
Geniessen. Das liebe ich bei der Schöpfung so: Jeder Wechsel der
Windrichtung schenkt mir neue Erfahrungen und ich kann einatmen und
geniessen. Was mich da freut, ärgert mich in andern Dingen: Wenn
Entscheidungen je nach Windrichtung gefällt werden, wenn Menschen sich so
verbiegen, dass sie sich jeder Windrichtung anpassen können. Dabei wissen
wir doch: Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Und
doch
! Wer sich so verbiegt, dass er nach allen Seiten sich anpasst,
verliert sich selbst, verliert den inneren Halt.
Ich frage nicht nur, was würde Christus Jesus heute tun, sondern vertiefe
mich in die Evangelien, um für mich herauszufinden, was ich zu tun habe.
Immer wieder den Geist Gottes zu suchen, der in unserm Leben weht, ihn zu
spüren, sich von ihm leiten zu lassen, ist tägliche Aufgabe. Der
Stimmungswind unseres Alltags weht mal dahin, mal dorthin und allzu schnell
geben wir dem nach, was scheinbar angesagt ist.
Der Geist Gottes weht auch - das tröstet mich in den Stürmen unserer Zeit.
Aber er ist nicht der vorwitzigste, nicht der erste, der jeweils zu spüren
ist, er ist vielleicht erst dann spürbar, wenn die grossen Winde vorbei sind
und man nicht nachgegeben hat.
Ich baue auf ihn, dass er auch uns mit leichtem Säuseln umweht und uns es
ergehen darf wie dem Propheten Elia am Horeb:
"Und vor dem Herrn her kam ein grosser und gewaltiger Sturmwind, der Berge
zerriss und Felsen zerbrach, in dem Sturmwind aber war der Herr nicht. Und
nach dem Sturmwind kam ein Erdbeben, in dem Erdbeben aber war der Herr
nicht. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer, in dem Feuer aber war der Herr
nicht. Nach dem Feuer aber kam das Flüstern eines sanften Windhauchs."
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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