Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 15. Juni 2016
Stolpersteine in Richtung Dankbarkeit
Der Mann berichtet mir vom Gottesdienst am vergangenen Sonntag. Der Pfarrer habe zwölf
Körbe aufgestellt. Diese habe er reihum gegeben und die Leute aufgefordert, etwas von dem,
was sie bei sich haben, mit den Anderen zu teilen. Die Körbe hätten sich schnell gefüllt:
Geld, Packungen mit Papiertaschentüchern, Packungen mit Hustenbonbons, Schokoladen - und
vieles mehr. Dann habe der Pfarrer über die Speisung der Fünftausend, über fünf Brote und
zwei Fische gesprochen (Lk 9). Und er habe betont, wie wir Menschen zu Wundertätern werden
können. Das berichtet mir der Mann und meint dann: "Alles Humbug! Diese zwölf Körbe
waren für mich richtige Stolpersteine!"
Wunder als Stolpersteine in Richtung Dankbarkeit - diese Vorstellung gefällt mir. Und mir
kommt in den Sinn, was der erste Ministerpräsident des Staates Israel, David Ben Gurion,
sagte mitten hinein in die schwierige Situation seiner Zeit, in die scheinbar unlösbaren
Probleme, vor denen die Menschen damals wie heute dort stehen: "Wer nicht an Wunder
glaubt, der ist kein Realist."
Das Johannesevangelium spricht vom Wunder als einem Zeichen. Dass Wunder Zeichen sind,
bedeutet keinesfalls, dass sie nicht geschehen, kein Teil der Wirklichkeit sind. Sie
geschehen. Sie gehören in den Alltag und sind doch nicht alltäglich. Sie weisen über sich
hinaus auf einen anderen hin. Gott hat es geschenkt, als Geschenkwunder. Jesus Christus
hat es ausgeteilt, unter Gebet und Danksagung, im Brotbrechen, als sichtbares Zeichen für
Gottes Macht und Güte! Unverlangt und ohne Not wird das Gute gewährt. Im Überfluss.
Beinahe masslos. Und doch nur vorläufig. Denn wie das Brot und der Fisch in den Körben
lassen sich Wunder nicht konservieren. Man kann nicht über sie verfügen. Wir können nichts
anderes tun, als sie uns einfach von Gott schenken zu lassen. Uns darauf einlassen, dass
Wunder geschehen und die Körbe unseres Lebens sich immer wieder neu füllen. Als
Stolperstein in Richtung Dankbarkeit.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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