Weg-Wort vom 14. April 2009
Mit dem Herzen sehen lernen
Das Herz ist mehr als ein Muskel. Das Herz steht für das Zentrum unseres
Wünschen und Wollens, unseres Lebens und Liebens. Unser Herz macht
Luftsprünge, wenn wir verliebt sind. Es ist schwer wie ein Stein, wenn wir
traurig sind. Kalt, hart und starr so stellen wir uns ein Herz aus Stein
vor.
Warm, gütig und kräftig so bestimmen wir die Herzensqualitäten des Lebens.
Und so soll auch das Leben ausgerichtet sein: Hin auf die Wärme, Güte und
Kraft, für die unser Herz ein Resonanzfeld ist.
Sind wir durch die Begegnung mit dem Tod erschüttert, so sind auch die Wärme
und Güte des Herzens bedroht. Unser Herz kann hart und schwer werden. Es
kann versteinern und erstarren. Trauernde können ein Lied davon singen, wie
gefährdet sie sind, durch einen Verlust bitter zu werden oder zu bleiben:
Ein gemeinsames Leben ist zusammengebrochen. Das, was einmal war und nicht
mehr ist liegt wie Trümmer am Boden. Ein neuer Blick darauf ist nicht
möglich. Auf diesem Territorium scheint es zunächst keine Bewegung zu geben:
Gelähmt und starr fühlen sich inneres und äußeres Leben an.
So geht es auch den Jüngern. Nach Jesu Tod sind sie hartherzig, verbittert
und enttäuscht. Sie spüren nichts anderes als das Ende ihrer Hoffnung, das
Ende ihrer Herzens- und Lebensbewegung. Sie sind immun gegenüber dem, was
Maria Magdalena und die weiteren Auferstehungszeugen sehen und sagen: Und
als sie hörten, dass er lebe und sei ihnen erschienen, glaubten sie es
nicht.
Die Hartherzigkeit der Jünger löst sich erst auf, nachdem sie vom
Auferstandenen gesehen, konfrontiert und ausgesendet werden.
Wahrnehmen Benennen Ermutigen: Das sind dabei die entscheidenden
Schritte, in denen der Auferstandene den Seinen entgegenkommt. Diese
Schritte sind es auch heute, die einen Sinnes- und Herzenswandel am ehesten
einleiten. Offenbar brauchen wir Menschen ein Gegenüber, um mit dem Herzen
sehen zu lernen.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
Susanne Wey, Beat Schlauri
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