Weg-Wort 12. Januar 2010
Aus einem Gespräch über Gott und die Welt
Das ist so ungerecht! Ein engagierter Arzt, der schon so vielen Menschen
geholfen hat, wird selbst von einer La-wine erfasst und getötet. Und das bei
einem Rettungs-einsatz für andere! Überhaupt, all das Elend auf dieser Welt,
alle Ungerechtigkeit, Gewalt und Unterdrückung gerade der Ärmsten da kann
ich nicht mehr an einen gerechten, liebenden Gott glauben, der allem einfach
zuschaut und nicht eingreift!
Auch das zeigt es ja deutlich: Kein vernünftiger Mensch kann heute mehr an
einen Gott glauben! Die Entwicklung unseres Wissens hat den Glauben an einen
Gott längst überflüssig gemacht. Da ist kein Platz mehr für Gott!
Aber wer hat denn diese wunderbare Welt geschaffen? Sie kann doch unmöglich
aus sich selbst entstanden sein! Und überhaupt mir hat der Glaube schon
viel ge-holfen. Ohne die Hilfe und Kraft Gottes hätte ich die
Schicksalsschläge in meinem Leben nicht überstanden. Auf ihn konnte ich mich
trotz allem immer verlassen.
Seit ich begriffen habe, dass Gott kein strafender, sondern ein Gott der
Liebe ist, hat sich mein Glaube gewandelt. Er ist gleichsam erwachsen
geworden. Ich glaube, Gott wollte, dass wir liebesfähig sind. Lieben können
wir aber nur, wenn wir uns frei für sie oder gegen sie entscheiden können.
Wir haben also von Gott die Freiheit und die Verantwortung, die Liebe in
dieser Welt zu verwirklichen oder eben die Ungerechtigkeit, Gewalt, Armut
und Not. Da er selbst reine Liebe ist, kann er nur die Liebe wollen. An uns
aber ist es, sie in dieser Welt zu leben. Wer sich für sie entscheidet, kann
dabei auf seine Unterstützung und Kraft zählen.
Wir können weder beweisen, dass es Gott gibt, noch dass es ihn nicht gibt.
Beides ist Glaube! Glauben aber heisst, sich ganz auf ihn einlassen. Wir
können nicht ein bisschen glauben oder nicht. Glauben bedeutet stets volles
Risiko. Die entschei-dende Frage dabei ist die Probe aufs Exempel:
Welcher Glaube hilft mir, mit meinem Leben besser zurecht zu kommen? Mehr zu
lieben und mehr geliebt zu werden? Welcher Glaube trägt mich auch durch die
schwierigsten Stunden meines Lebens?
Wahrer Glaube entsteht erst durch das Glauben selbst. Erst wenn wir uns ganz
auf ihn einlassen, kann er sich als tragend erweisen, kann er wachsen und
uns Kraft geben für unser Leben und Lieben.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Roman Angst, Toni Zimmermann
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