Weg-Wort vom 22. August 2011
Ich habe genug!
Ich sitze vor dem Laptop am Morgen nach der Ermordung zweier Menschen in
Pfäffikon. Ich bin wütend und traurig zugleich. Haben wir in unserer
Gesellschaft es nicht weiter gebracht, als die Entladung des persönlichen
Frustes in der Gewalt zu suchen, in der Tötung anderer? Man kann schon mit
dem Finger auf den Einzelnen zeigen und er passt ja wunderbar ins Denk- und
Glaubensschema bestimmter Gruppierungen.
Es ist aber kein einzelnes Phänomen, das mit dem Ausschluss einzelner, oder
bestimmter Volksgruppen zu lösen wäre. Auch wenn wir gar keine fremden
Menschen hier in unserm Land hätten (Ausgenommen davon sind natürlich die,
die von der Müllabfuhr über die Gastronomie bis zum Gesundheitswesen bei uns
arbeiten und diese Arbeitszweige am Leben erhalten.). Die Aggression sitzt
mitten in unserer Gesellschaft, die Gewalt und das Ausbrechen von Gewalt,
das ist in uns drin. Das ist ja auch nicht das Problem, sondern wie wir als
Gemeinschaft und als Einzelne damit umgehen. Was dämpft und was steigert die
eigene Aggressivität. Was hindert mich, meine Wut, meine Hilflosigkeit und
Angst in unkontrollierte Gewalt umzusetzen. "Es passiert dann einfach", ist
zu billig, weil Menschen zu Schaden kommen.
Wie können wir lernen unsere Aggressionen so zu lenken, so zu kanalisieren,
dass sie nützlich sind, dass sie dem Leben aller dienen. Früher hat man die
Flüsse kanalisiert, um Leid und Tod bringende Überschwemmungen zu
verhindern, das freiwerdende Land wurde genutzt. Aggression und Gewalt zu
kanalisieren scheint beim Menschen um ein Mehrfaches schwieriger zu sein.
Sollte es uns nicht möglich sein zu lernen, wie jeder einzelne Mensch mit
seiner Aggressivität so umgehen kann, dass sie aufbaut und nicht zerstört.
Können wir das lernen?
Oder ist das gar nicht die Frage: Wir müssen es lernen, als einzelne und als
Gesellschaft, weil wir sonst durch uns selbst untergehen. - Wie gehen Sie
mit Ihrer Aggression um? Hoffentlich gut - Gott behüte Sie darin.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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