Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 1. Februar 2019
Wir beten
jeden Tag in der Kapelle. Wir beten auch jeden Tag das Unser Vater oder mit
unsern katholischen Geschwistern das Vater unser. Und da hat es so einen
merkwürdigen Abschnitt: "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden."
Wir beten es jeden Tag, 365 mal im Jahr und in einem Schaltjahr auch am 366.
Tag.
Dein Wille geschehe.
Gottes Wille auf Erden - Wenn das auch nur in Ansätzen ernst genommen würde,
was wir Tag für Tag beten, würde das die Politik und die Wirtschaft in ihren
Grundfesten erschüttern. Keine Ego-Politik mehr in gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Fragen. Migration wäre dann ein Thema, das anders angepackt
würde, als nur mit Ausschluss.
Dein Wille geschehe.
Ein alter Indianer soll einmal gesagt haben: "Urteile über einen Menschen
erst dann, wenn du sicher 5 Meilen in seinen Mokassins gelaufen bist." -
Würden wir nicht anders reden, wenn wir in einem überfüllten Gummiboot
sässen in der Hoffnung auf Rettung in Europa.
Dein Wille geschehe.
Warum treibt es die 15-jährige Greta Thunberg jeden Freitag zum
Proteststreik auf die Strasse? Nicht weil sie Lust dazu hat, sondern weil
sie es nach ihrem Empfinden tun muss. In der Zwischenzeit feilschen
Krawattenträger um Wettbewerbsvorteile.
Dein Wille geschehe.
Es kann deshalb äusserst schmerzhaft sein, den Spiegel vorgehalten zu
bekommen; schmerzhaft, wenn wir uns mit diesem kurzen Gebetsteil
auseinandersetzen und in diesem Licht unsere Arbeit, unsere Politik, ja
unser ganzes Leben, betrachten. Ich kann Ihnen sagen: Es ist auch spannend.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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