Weg-Wort vom 27. Juli 2010
In der Liebe wachsen
Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander
lieben. Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr
einander liebt. (Joh 13,34f)
Mit diesen Worten lädt uns Jesus zur Liebe ein. Zur Liebe, die er uns
vorgegeben hat: ungeschuldet, vorbehaltlos, als ein unverdientes Geschenk!
So sollen auch wir einander lieben.
Damit muss ich eingestehen fühle ich mich überfordert. Ich schaffe es
schon nicht, mich selber und meine Frau stets vorbehaltlos und in allem zu
lieben. Umso weniger gelingt mir das bei allen übrigen Menschen rings um
mich. Da kommt es schon immer wieder vor, dass ich es mit der Liebe eher wie
mit einer Art Gegengeschäft halte.
Wenn ich die Liebe aber betrachte wie das Leben, kann ich die Einladung Jesu
besser verstehen. Das Leben steht nie still. Es verändert sich stets:
Wie das Wasser eines Baches fliesst es dahin, mal gemächlich und sanft, mal
wild und reissend, mal scheint es bewegungslos ruhig, um sich dann tosend
über einen Felsen zu stürzen. Immer mehr Wasser kommt dazu, von allen
Seiten. Das Bächlein wächst zum Bach, wird zum Fluss, um irgendwann vom
grossen weiten Meer aufgenommen zu werden.
Ähnlich ist es mit der Liebe. Das Aufregende und Herausfordernde an ihr ist,
dass sie sich wie das Leben selbst stets verändern und wachsen kann. Darum
darf ich meiner bescheidenen Liebe vertrauen. Ich kann mich von ihr immer
wieder neu herausfordern und sie wachsen lassen.
Denn das Leben bietet uns ja täglich neue Gelegenheiten, uns mit dem
anzufreunden, was wir nicht ändern können; aber auch immer mehr Anteile von
uns selbst und unseren Mitmenschen in unser Leben zu integrieren und in die
wachsende Kraft unserer Liebe aufzunehmen.
Im Vertrauen auf die vorbehaltlose und ungeschuldete Liebe Gottes und mit
der Kraft seines Geistes sind wir fähig, von Tag zu Tag mit einander in der
Liebe zu wachsen.
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
Iris Daus, Rolf Diezi
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