Weg-Wort vom 15. März 2010
Du allein verstehst
Sie hatte ein schweres Leben vom Vater geschlagen und missbraucht, von
der Mutter im Stich gelassen. Ihr Mann entpuppte sich als Alkoholiker und
schlug sie auch. Nach der Scheidung sorgte sie allein für die drei Kinder.
Von da an erging es ihr besser. Mit ihnen und den Enkeln erlebte sie nebst
manchen Schwierigkeiten auch viel Freude und glückliche Momente.
Aber die Erinnerungen lassen sie nicht in Ruhe trotz ärztlicher Hilfe.
Kaum eine Nacht ohne traumatische Bilder von ihren schrecklichen Erlebnissen
als Kind und junge Frau.
Wie konnte Gott das zulassen!! Sie schwieg einen Augenblick und fuhr dann
fort: Manchmal denke ich, dass es ihn gar nicht gibt. Denn so grausam kann
er doch nicht sein. Wieder schwieg sie eine Weile.
Aber dann muss ich mir immer wieder eingestehen, dass ich ohne meinen
Glauben nicht überlebt hätte. Denn mit Gott kann ich über alles reden. Er
ist der Einzige, der mein Leiden wirklich kennt, der genau weiss, wie es in
mir drin aussieht, der mich versteht und so meine ich manchmal mit mir
mit leidet und sich mit mir freut.
Aus dem grossen Schweigen
ein Ruf
zum ersten Mal der Klang
den ich allein vernehme
unter allen
und ich entstand
Tanz
unsichtbarer Finger
die zärtlich Zelle an Zelle fügten
Zärtlich streichen sie jetzt
über jede Runzel in meiner Haut
dem Album der Erinnerungen
an den Weg
und die Stunden
wo du lachtest mit mir
du mein Gott
und mit mir geweint hast
Du allein weisst
und verstehst
du mein Gott
Barbara Ramming
Wir wünschen Ihnen einen guten und gesegneten Tag!
Die Seelsorgenden der Bahnhofkirche
Roman Angst, Toni Zimmermann
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