Das Weg-Wort - Werktagsgedanken aus der Bahnhofkirche Zürich!
Weg-Wort vom 4. Oktober 2019
Motor und Schmetterling
Es war vor wenigen Tagen an einem der letzten Septembertage. Die Herbstsonne und die
leuchtend bunten Blätter vor unserem Fenster lockten unwiderstehlich ins Freie. Wer weiss,
wie oft uns der Herbst noch schöne und warme Tage bescheren würde. Seit Jahrzehnten ist
für meine Frau und mich die Insel Ufnau, gelegen im Zürichsee vor Rapperswil, ein häufiges
Ziel.
Heute empfängt uns dort ein „Admiral“. Da ich als Jugendlicher Schmetterlinge gezüchtet
habe, fällt mir der Falter, schwarz mit leuchtend roten Streifen und weissen Punkten –
sofort auf. Er nützt die letzten Sonnenstrahlen, um an einer Efeublüte zu naschen und dann
zur nächsten zu taumeln. Willkommen!
Nach erholsamen Stunden – bei Fischknusperli und Hemina-Wein – geht’s zurück. Zur grossen
Freude meiner Frau legt ausgerechnet die „Stadt Rapperswil“ an, um uns über den See zu
bringen. Vor über hundert Jahren gebaut, ist der Raddampfer noch heute ein Meisterstück
der Ingenieurskunst. Mich zieht es, wie jedesmal auf diesem Schiff, sofort zu dem sichtbar
gemachten Teil der Motorenkraft. Schnaubend und stampfend der regelmässige Ausschlag der
riesigen rotlackierten Kolben, die das Schiff durchs Wasser treiben. Jede Schraube, jedes
Rädchen von Menschenhand künstlerisch zusammengefügt. Unglaublich, der Erfindungsgeist.
Faszinierend! Bewundernswert!
Und doch: Mit der Schönheit des Admirals, mit seiner Leichtigkeit und Eleganz der
Fortbewegung, mit diesem Wunder der Schöpfung kann sich das Wunderwerk aus Menschenhand
nicht vergleichen!
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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Bildquelle: Rolf Bezjak