Weg-Wort vom 3. Oktober 2012
Die Axt
Es war einmal ein Holzfäller, der bei einer Holzgesellschaft um Arbeit
vorsprach. Das Gehalt war in Ordnung, die Arbeitsbedingungen verlockend,
also wollte der Holzfäller einen guten Eindruck hinterlassen.
Am ersten Tag meldete er sich beim Vorarbeiter, der ihm eine Axt gab und ihm
einen bestimmten Bereich im Wald zuwies.
Begeistert machte sich der Holzfäller an die Arbeit. An einem einzigen Tag
fällte er achtzehn Bäume. "Herzlichen Glückwunsch", sagte der Vorarbeiter.
"Weiter so."
Angestachelt von den Worten des Vorarbeiters, beschloss der Holzfäller, am
nächsten Tag das Ergebnis seiner Arbeit noch zu übertreffen. Also legte er
sich in dieser Nacht früher ins Bett. Am nächsten Morgen stand er vor allen
anderen auf und ging in den Wald. Trotz aller Anstrengung gelang es ihm aber
nicht, mehr als fünfzehn Bäume zu fällen. 'Ich muss müde sein', dachte er.
Und beschloss, an diesem Tag gleich nach Sonnenuntergang schlafen zu gehen.
Im Morgengrauen erwachte er mit dem festen Entschluss, heute seine Marke von
achtzehn Bäumen zu übertreffen. Er schaffte noch nicht einmal die Hälfte. Am
nächsten Tag waren es nur sieben Bäume, und am übernächsten fünf, seinen
letzten Tag verbrachte er fast vollständig damit, einen zweiten Baum zu
fällen.
In Sorge darüber, was wohl der Vorarbeiter dazu sagen würde, trat der
Holzfäller vor ihn hin, erzählte, was passiert war, und schwor Stein und
Bein, dass er geschuftet hatte bis zum Umfallen.
Der Vorarbeiter fragte ihn: "Wann hast Du denn deine Axt das letzte Mal
geschärft?" "Die Axt schärfen? Dazu hatte ich keine Zeit, ich war zu sehr
damit beschäftigt, Bäume zu fällen." (Jorge Bucay, aus: "Komm, ich erzähl
dir eine Geschichte")
Wann haben Sie sich das letzte Mal Zeit genommen um Ihre "Axt zu schärfen"?
Wo sind Ihre Kraftquellen und wie sehen sie aus?
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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