Weg-Wort vom 23. Januar 2013
Bebe-Finken
Zur Geburt meiner älteren Schwester, so wurde mir erzählt, hat meine Mutter
unzählige Bebe-Finken erhalten. Meine Schwester hätte einen Monat lang jeden
Tag ein paar andere Finkli tragen können. Diese Tatsache hatte verschiedene
Folgen. Meine Mutter hat nie Baby-Finken zur Geburt eines Kindes verschenkt.
Ich durfte Finkli nachtragen.
Längst trage ich nicht mehr Bebe-Finken. Schuhe von meiner Schwester muss
ich auch nicht mehr nachtragen, ich habe meine eigenen, und sowieso meine
eigene Schuhgrösse. So, wie meine Füsse gewachsen sind und mit ihnen meine
Schuhe, so ist auch mein Glaube den Kinderschuhen entwachsen.
Als Kind haben wir in der Familie gebetet, ich durfte meine Fragen stellen,
und mein Glaube hat durch die Familie ein solides Fundament erhalten.
Vorbild, "Vorträgerin" war mir dabei nicht nur meine "grosse
Schwester".
Auch im Religionsunterricht und in Gottesdiensten habe ich Halt gefunden,
mein Glaube durfte wachsen.
Mein Glaube wächst immer noch, er wird tiefer und breiter, gewinnt immer
mehr an Offenheit, Toleranz und tiefem Gottvertrauen.
Wenn ich meine Biografie schreiben würde, dann wäre das fast wie meine
persönliche "Bibel". Ich könnte viel vom Wirken Gottes in meinem Leben
berichten. Und in der Bibel begegnet mir genau das: Menschen und Völker
reflektieren ihr Leben und schildern ihrer Gotteserfahrung. Es ist das
Wachsen des Glaubens, das uns in den biblischen Geschichten begegnet. Denken
Sie nur an Abraham und Sarah oder an den Propheten Jonas.
Ich werde die Tradition meiner Mutter durchbrechen. Ich werde Bebe-Finken
verschenken. Mit diesem Geschenk wünsche ich dem Neugeborenen, dass es durch
starke, gute Wurzeln froh wachsen kann und zu einem zuversichtlichen Mensch
heranwachsen darf, der in seiner Biografie immer wieder das Wirken Gottes
spürt.
Mit freundlichen Grüssen
Ihre Bahnhofkirche
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